Archiv 20. Dezember 2019

GEW trauert um hochverdientes Mitglied

Die Bildungsgewerkschaft GEW, insbesondere ihr Bezirk Unterfranken, trauert um Prof. Dr. Johannes Andreas Möckel, der nun kurz vor seinem 93. Geburtstag in Würzburg verstarb.
Andreas Möckel studierte nach Vertreibung und Flucht aus dem rumänischen Siebenbürgen und der Sowjetunion in Stuttgart das Lehramt für Volksschulen. Vor 67 Jahren trat er in die GEW ein. Nach Promotion und Hochschullehre in Baden-Württemberg, wurde er 1976 auf einen der ersten Lehrstühle für Sonderpädagogik (Lernbehindertenpädagogik) in Deutschland berufen, der an der Julius-Maximilians-Universität eingerichtet wurde. Einer seiner vielen Forschungsschwerpunkte war Lese-Rechtschreibschwäche, zu der er wegweisende Fachliteratur veröffentlichte. Außerdem forschte und publizierte er zur Geschichte der Sonderpädagogik. Sein politisches Leben wurde geprägt von der Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut, der Geschichte der Deutschen in Rumänien und dem deutschen Widerstand um den Kreisauer Kreis. 1992 wurde er emeritiert. Er wurde für sein vielfältiges pädagogisches, wissenschaftliches und gesellschaftspolitisches Wirken von der JMU mit der Medaille Bene Merenti in Gold ausgezeichnet.
Wir vermissen seine Weitsicht, seine Klarheit im Ausdruck und sein gesellschaftliches Engagement. Ihm werden wir ein ehrendes Andenken wahren.“ versicherten der GEW Landesvorsitzende Anton Salzbrunn, der Bezirksvorsitzende Martin Heilig und die Kreisvorsitzende Lore Koerber-Becker anlässlich einer GEW-Mitgliederversammlung diese Woche.

Foto: google/Petra Reiner

Ein gelungenes GEW-Projekt in Aschaffenburg

Die GEW Aschaffenburg-Miltenberg hatte Anfang des Jahres beschlossen, sich an ein Lese-Projekt zu wagen. Im Projekt-Team schälten sich schließlich schnell folgende Eckdaten heraus: Man einigte sich auf den Projekt-Namen „LesARTen“. Es sollte an fünf Abenden in einer Woche durchgezogen und für jeden Abend ein Kooperations-Partner gefunden werden, der sich um Ort und/oder Abendprogramm sowie die Bewerbung kümmerte. Als Rahmenthema für die Abende wurde für dieses Jahr Heimat? – Heimat! gewählt. Anfang August stand das Programm und die Bewerbung auch über die Medien der Stadt konnte anlaufen.

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High-Level Diskussion und voller Saal

26. Folge der GEW-Fortbildungsreihe Reihe „bildung anders“ – ein Riesenerfolg!

Mit der Vorführung einer Dokumentation anhand von ZeitzeugInnen-Inerviews zu Revolution, Räterepubliken und Freikorps-Terror von 1918/1919 begann das diesjährige Seminar der fränkischen GEW-Verbände. Die TeilnehmerInnen zeigten sich in der Aussprache tief beeindruckt und bewegt von den Filmaufnahmen, die Ende der 1980iger Jahre entstanden. Anschließend wurden jeweils 10 Thesen der Referenten Schorsch Wiesmaier, ehemals GEW-Landesvorsitzender, und Prof. Dr. Fritz Reheis, Soziologe und Erziehungswissenschaftler, bis 2015 am Lehrstuhl für Politische Theorie der Universität Bamberg, ausführlich und auf hohem sachlichem Niveau diskutiert.

Der zwar höchst unterhaltsame, aber nicht minder tiefgründige kulturelle Teil des Fortbildungs-Programmes erfolgte in der Erlanger Stadthalle, deren kleiner Saal – größer als seine Bezeichnung vermuten lässt! – reichlich gefüllt war. Die GEW hatte für diesen Abend Hans Well (ex-Biermösl-Blosn) und die „Wellbappn“ mit ihrem Programm „Rotes Bayern. Es lebe der Freistaat!“ gewinnen können, das als CD im März diesen Jahres den Deutschen Hörbuchpreis 2019 verliehen bekam. Das Publikum honororierte den authentischen musikalischen Vortrag der Wellbappn und die hochkarätige und fesselnde schauspielerische Leseleistung von Bernhard Butz, Gert Heidenreich, Maria Peschek und Gisela Schneeberger mit begeistertem und lang anhaltendem Beifall.

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Nürnberger Nachrichten, 25.11.2019

Wer gut bezahlt, hat keinen Mangel

Bild: Der Weg für schlechter bezahlte Lehrkräfte an Grund und Mittelschulen steht unter einem Fragezeichen. Foto: Jörg Nellen

Bildungsgewerkschaft weist auf Belastungen durch Lehrkräftemangel hin.

Die Entscheidung der Schulamtes Mainspessart, pensionierte Lehrkräfte zu reaktivieren, ist eine Bankrotterklärung der Einstellungspolitik und der Arbeitsbedingungen an Grund- und Mittelschulen. Dies erklärt Jörg Nellen, Geschäftsführer der GEW Unterfranken.
Es ist eine Katastrophe mit Ansage, die allle Beteiligten belastet:
– von Schuljahresbeginn an waren alle Mobilen Reserven, die für abwesende Lehrkräfte einspringen können, fest verplant
– aus pädagogischen Gründen getrennte Kurse wurden zusammengelegt
– Lehrkräfte, besonders die aus guten Gründen (Kinder, Pflegebedürftige in der Familie) Teilzeitkräfte werden mit Vertretungen um ihren Teilzeit-Anspruch gebracht
– die Fortbildungspflicht ist unerfüllbar, Manche trauen sich nicht, sich krank zu melden, Zeit für Beratung ist rar.
– Kolleg*innen, die nach einem engagierten Berufsleben Altersteilzeit beantragen wollen, wird abschlägig beschieden, zugesagte Pensionierungen werden verschoben.
Immer noch wird den Kolleg*innen in Grund- und Mittelschulen versagt, so wie alle anderen Lehrkräfte mit der Besoldungsgruppe A13 in den Beruf einzusteigen. „Attraktivität sieht anders aus,“ so der Gymnasial- und Hauptschullehrer Nellen.
Anlässlich des A13-Equal-Pay-Days am 14. November ruft die Bildungsgewerkschaft zu kreativen Protesten auf Facebook und Instagram auf. Bilder mögen mit dem Hashtag #Ichbindannmalweg oder #ja13 gepostet werden. Gemessen an der Besoldung in A 13 bei den Gymnasiallehrer*innen, Realschullehrer*innen, Berufsschullehrer*innen und Sonderpädagog*innen arbeiten Grund- und Mittelschullehrkräfte von diesem Tag an bis zum Ende des Kalenderjahres unentgeltlich.
„Wer gut bezahlt, hat keinen Mangel,“ so Nellen

Bild: Der Weg für schlechter bezahlte Lehrkräfte an Grund und Mittelschulen steht unter einem Fragezeichen. Foto: Jörg Nellen

GEW Aschaffenburg startet Literaturprojekt

Anfang des Jahres hat der Kreisvorstand beschlossen, ein Literaturprojekt in Aschaffenburg zu starten. Die Vorbereitungen wurden von einem eigens gebildeten Team durchgeführt und nun steht das Ergebnis: Für den diesjährigen Start einer evtl. weiterzuführenden Reihe haben wir uns den thematischen Rahmen „Heimat? – Heinat!“ gewählt. Wie in der Formulierung zu erkennen, wissen wir wohl um die Umstrittenheit des Begriffes, wollen aber damit zeigen, dass wir ihn nicht den Rechten und „Tümlern“ überlassen wollen.

Als Kooperationspartner des Projekts konnten das Programmkino „Casino“, das Stiftsmuseum, das Märchentheater, das Museum jüdischer Geschichte und Kultur am Wolfsthalplatz sowie die Betriebsseelsorge zusammen mit Attac gewonnen werden.

Hiermit laden wir zu dieser Veranstaltungsreihe ein. Die Literaturwoche wird am Montag den 14. Oktober um 19.00 Uhr im „Casino“ eröffnet mit der Neuverfilmung des Weltbestsellers „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz. Regie: Christian Schwochow, (Länge: 125 Min.) Eintritt 8,50 Euro, GEW-Mitglieder frei. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen ist hier herunterzuladen.

„Erheblicher Stress und schlechte Arbeitsbedingungen“

Bildungsgewerkschaft GEW schlägt vor Beginn des Kindergartenjahres Alarm

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Unterfranken blickt mit großer Sorge auf das im September beginnende Kindergartenjahr: „Der Personalmangel führt bei allen Beteiligten zu erheblichem Stress und schlechten Arbeitsbedingungen,“ weiß die Leiterin einer Kindertagesstätte in Unterfranken mit 40 Jahren Arbeitserfahrung.
Laut Staatsregierung fehlen in KiTas, Krippen und Horten bis 2023 gut 30.000 Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen und weiteres pädagogisches Personal.1 „Die Auswirkungen erreichen nach den Städten nun auch das Land,“ sagt der stellvertretende GEW-Bezirksvorsitzende Jörg Nellen. Erkranktes Personal müsse vertreten werden, was zu Belastungen durch Überstunden führt. „Freizeitausgleich ist oft nicht drin, da das den Mangel nur noch verschärft“. Der Personalmarkt ist leergefegt. Abhilfe sollen inhaltlich teils deutlich reduzierte Weiterbildungsmodelle und Quereinsteiger schaffen. „Qualifikation findet man aber nicht auf der Straße“, so Nellen. Nicht umsonst sei die Ausbildung zur Kinderpflegerin gefolgt von der Weiterbildung zur Erzieherin fünf Jahre lang und wird international mit einem Fachhochschulabschluss gleichgestellt.
„Unsere Kleinsten stehen im Zentrum eines komplexen Geflechts von finanziellen Zuständigkeiten, ineffektiven Notmaßnahmen, Mangel und Stress,“ sagt Nellen. „Sie dürfen diesen Zuständen nicht zum Opfer fallen“.
Der Bund hat auf Drängen von Wirtschaftsverbänden durch den Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem ersten Lebensjahr einen Nachfrageboom ausgelöst, ohne dass genügend Personal dafür zur Verfügung steht. Mit einem Teil der insgesamt zu geringen Mitteln des Gute-Kita-Gesetz wurden in Bayern nun aber Elternbeiträge gesenkt, statt in Qualität zu investieren. Das erhöht den Druck auf das Personal noch, denn vermehrt buchen Eltern nun längere Zeiten.
Die GEW fordert für Unterfranken2:

Erzieher*innen-Gehalt auf dem Niveau von Grundschullehrkräften3: etwa 2.500€ für 39 Wochenstunden sind nicht attraktiv, gerade auch verglichen mit typischen „Männerberufen“. Bayern ist mit 2,9% Schlusslicht beim Männeranteil und der „gender pay gap“ resultiert ja auch aus der geringen Wertschätzung sozialer Berufe.

Erhöhung der Haushaltsmittel für Kindertagesbetreuung, um die Bildung zu verbessern und endlich Inklusion zu ermöglichen. Das hilft auch die Arbeit attraktiver zu machen.

Entlastung der Kolleg*innen durch einen fairen Personalschlüssel: auf je eine Fachkraft zwei Kinder unter einem Jahr, drei Kinder zwischen 1 und 3, acht Kinder zwischen 3 und 5 zehn Kinder ab 6 Jahren.

Gerechte Aufgabenverteilung: Für Vor- und Nachbereitung, für Berichte und Gespräche ist ein Viertel der bezahlten Arbeitszeit anzusetzen, dreiviertel der Arbeitszeit für die Hauptaufgabe Betreuung und Erziehung.

Leitungen müssen auch für ihre Aufgaben freigestellt werden. Bisher werden sie als eine volle Erzieherin im Personalschlüssel geführt. Zudem reichen die überforderten Träger viele Verwaltungsaufgaben an die KiTa-Leiterinnen weiter. „Leitung ist keine Aufgabe, die man in der Freizeit machen kann,“ so Nellen.

Die GEW hat seit über zehn Jahren vor dem Personalmangel und der schlechten Bezahlung im KiTa-Bereich gewarnt. Bund, Land, Kommunen und Träger sind schon genauso lange gefordert. „Unsere Kleinsten verdienen endlich die größten Anstrengungen!“, so Nellen.

15. März: Lasst euch nicht einschüchtern!

Die GEW Unterfranken unterstützt die für morgen angekündigte FFF-Proteste in AB, WÜ, SW und weiteren Gemeinden mit unten anhängendem Grußwort. Die Bildungsgewerkschaft verurteilt jede Sanktionierung durch Schulleitungen als unverhältnismäßig, vielmehr ruft sie Lehrkräfte und Schulleitungen auf, den Meinungsbildungsprozess in den Schulen zu ermöglichen und zu begleiten. Dazu können Projekte, Ausstellungen, Faktenchecks durch Schülerinnen und Schüler und eben die Teilnahme an den FFF-Demonstrationen dienen.

Grußwort der GEW Unterfranken an die Teilnehmer*innen der Fridays For Future Demos

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