Würzburg 18.01.: Ein Dreivierteltausend zeigte dem KM die ‚rote Karte‘

Würzburg 18.01.: Ein Dreivierteltausend zeigte dem KM die ‚rote Karte‘

Es mag ja sein, dass eine *C*SU-gesteuerte Regierung die engeren Kontakte zu Petrus hat, der pünktlich zum Kundgebungsbeginn einen kalten Schauer über dem Unteren Markt in Würzburg herunter gehen ließ. Das konnte aber nur symbolisch bekräftigen, dass die Bildungsgewerkschaft GEW die Kolleginnen und Kollegen nicht im Regen stehen lässt. Sie ließ sich auf der in wenigen Tagen organisierten Protestkundgebung nicht vom Wetter beeindrucken und wies zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen das „Pinocchio-Piazolo’sche Weihnachtspaket“ prompt als „völligen Fehlgriff“ und „Schlag ins Gesicht der Kolleg*innen“ zurück. Jörg Nellen, Geschäftsführer der GEW Unterfranken, begrüßte zunächst – wie er meinte, großzügig zu schätzen – 250 Kolleginnen und Kollegen, die dem Aufruf der Bildungsgewerkschaft gefolgt waren. Doch er musste die Zahl der Teilnehmenden mehrmals nach oben korrigieren. Schließlich waren es gut 750 Protestierende, die dem Kultusminister Piazolo in lautstark skandierten Sprechchören „Es reicht!“ zuriefen und ihm überdeutlich die „rote Karte“ zeigten.

Nach dem Redebeitrag des unterfränkischen GEW-Vorsitzenden Martin Heilig sprachen auch die führenden Vertreter der Standesverbände ULLV und KEG. Schließlich war es ja die Gemeinsamkeit im Protest, die die starke materielle Kraft auf dem Platz entwickeln konnte.
Weiterhin gab es aufrüttelnde Berichte von Betroffenen wie Anke Schneider von der Grundschule Waldbüttelbrunn und Sigrid Schwab, langjährige GEW-Personalrätin aus Main-Spessart.
Einig waren sich alle Redner*innen, dass die von der Regierung seit Jahrzehnten mal so oder mal so vorgeschützten Erklärungen für den „Schweinezyklus“ in der Stellenplanung äußerst fadenscheing seien und der jetzt so drastisch zu Tage getretene Mangel von Gewerkschaften und Berufsverbänden mit Kritik an der Spar- bzw. Kürzungspolitik im Bildungsbereich lange vorhergesagt war. Im Gegensatz dazu hätte der Lehrerberuf wesentlich attraktiver gemacht werden müssen, z. B. durch deutliche Verringerung des Pflichtstundenmaßes, durch ein generelles Vier-Augen-Prinzip in der Unterrichtsführung und eine gleichgestellte Eingangsbesoldung (A13).
Am „offenen Mikrophon“ wurde die Befürchtung geäußert, dass Minister aus den Reihen der „Freien Wähler“ sich Forderungen gegenüber einer Umkehr in der Einstellpolitik von Lehrpersonal genauso taub zeigen könnten wie die traditionell regierende Partei in Bayern in den letzten Jahrzehnten. Deshalb wurde die Frage gestellt, ob man mit dem KM – mit Blick auf die erfolgreichen Straßen-Proteste im Nachbarland – nicht auch „französisch“ sprechen sollte.

erstes Medien-Echo:
MAIN-POST
BR-Frankenschau
BR-Rundschau
inFranken.de

Zu den Auswirkungen im Einzelnen:
„Würzburger Förderlehrerin darf nach 42 Dienstjahren nicht in Ruhestand“ MAIN-POST