Kreisdelegiertenkonferenz wählt Björn Wortmann zum neuen Kreisvorsitzenden
Rudi Großmann verabschiedet: „Menschenfreund und Brückenbauer“
DGB Unterfranken
Foto:Aschaffenburg. „Demokratie heißt, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen“. Dieses Zitat stammt von Max Frisch und beschreibt die zurückliegende und die künftige Arbeit des DGB in der Region bayerischer Untermain sehr gut. Der scheidende Vorsitzende Rudi Großmann blickte auf die DGB Arbeit der vergangenen vier Jahre zufrieden zurück. Der neu gewählte Kreisverbandsvorsitzende Björn Wortmann machte bei seiner Bewerbungsrede deutlich, dass er sich gewerkschafts- und branchenübergreifend für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region einmischen will.
Die Delegiertenkonferenz ist das höchste beschlussfassende Gremium des DGB auf regionaler Ebene und tagt mindestens alle vier Jahre. Sie stellt die Weichen für die Gewerkschaftspolitik für die rund 24.000 Mitglieder in der Region bayerischer Untermain. Sie berät über Anträge und wählt einen neuen Vorsitzenden. 37 der 38 eingeladenen Delegierten sind der Einladung des DGB Kreisverbands Aschaffenburg-Miltenberg gefolgt. In den letzten vier Jahren wurde sich in der Region eingemischt, zahlreiche Veranstaltungen, Aktionstage, Demonstrationen und Kundgebungen organisiert. Der scheidende DGB Kreisverbandsvorsitzende war sichtlich zufrieden mit der Arbeit des DGB in den letzten Jahren. Der DGB hat in der Region wieder Stimme und Gesicht. Als politischer Arm der acht DGB Mitgliedsgewerkschaften wird er als Akteur wahrgenommen.
Rudi Großmann konnte beim Geschäftsbericht eine positive Bilanz der Arbeit der letzten vier Jahre ziehen und auf die zahlreichen Aktivitäten der letzten Jahre hinweisen. Da er 2017 aus dem Erwerbsleben ausgeschieden ist, hat er nicht erneut als Vorsitzender des DGB Kreisverbands kandiert. Der unterfränkische Regionsgeschäftsführer Frank Firsching würdigte Rudi Großmann als Menschenfreund und Brückenbauer, der in unterschiedlichen Funktionen die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertreten hat. Ob als Betriebsratsvorsitzender, als ehrenamtlicher zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg oder als Vertreter der KAB und ACA setzte er sich für die Menschen in der Region und auch darüber hinaus ein.
Firsching ging in seiner Rede auf die Ergebnisse der Bundestagswahl ein und bewertete aus gewerkschaftlicher Sicht die mögliche Jamaika Koalition aus Union, FDP und den Grünen. Es wird seiner Meinung eine Gradwanderung sein zwischen den notwendig werdenden Abwehrkämpfen und dem Dialog mit der Regierung über eine arbeitnehmerfreundliche und soziale Politik.
Diesen Ball nahm Wortmann in seiner Bewerbungsrede gerne auf und betonte, dass die Menschen, die in der Region zur Schule gehen, wohnen, arbeiten und leben in den Fokus gerückt werden müssen. „Für diese Menschen setzen wir uns ein und machen deutlich, für was Gewerkschaften stehen – nämlich Solidarität, Gerechtigkeit und Mitbestimmung. Dabei dürfen wir niemanden zurücklassen und gemeinsam für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen streiten“, sagte Wortmann.
Foto: DGB Unterfranken
Die Herausforderungen für die Region werden deutlich, schaut man sich die Statistiken der Agentur für Arbeit genau an:
Über 4000 Frauen haben in der Region von der Einführung des Mindestlohns am 1.Januar 2015 profitiert.
Über 5000 Menschen verdienen in der Region so wenig, dass sie mit Hartz 4 aufstocken müssen.
Über 1500 Kinder und 600 Alleinerziehende leben allein in Stadt Aschaffenburg in Armut.
Für einen Jugendlichen, der in der Region eine Ausbildung beginnen möchte, stehen nur 0,8 Stellen zur Verfügung. Daher fehlen in der Region bayerischer Untermain über 750 Ausbildungsplätze. Wortmann rief den Delegierten zu: „Wer vom Fachkräftemangel spricht und ihn zugleich beklagt, für den kann es nur eine Lösung geben: Ausbilden! Wer Fachkräfte morgen braucht, muss sie heute ausbilden!“
Über 40% aller Beschäftigungsverhältnisse sind atypisch – befristet, Minijob, Teilzeit– oder Leiharbeit, was unterbrochene Erwerbsbiografien zur Folge hat und entsprechende Konsequenzen für die Rentenhöhe in Spe. Altersarmut ist schon heute ein Problem, das sich in Zukunft verschärfen wird, wird nicht gehandelt. Eine Frau am bayerischen Untermain geht heute im Durchschnitt mit rund 600€ in Rente, ein Mann mit rund 1100€.Wortmann appellierte am Ende seine Rede an die Delegierten:
„Lasst uns gemeinsam uns einmischen – branchen- und gewerkschaftsübergreifend im Sinne der Einheitsgewerkschaft – Lasst uns für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region streiten!“
34 von 36 gültigen Stimmen bekam Wortmann bei der geheimen Wahl. Er nahm die Wahl dankend an.
Einstimmig wurde zudem der Antrag des DGB Kreisvorstands angenommen, ein Verbot der neonazistischen Kleinstpartei „III.Weg“ als Nachfolgeorganisation des verbotenen Netzwerkes Freies Netz Süd. Zur Begründung hieß es demnach: Eine Partei, deren strategischer Hintergrund die Zerschlagung einer Gesellschaft ist, die sich zu den unveräußerlichen Menschenrechten und der Demokratie bekennt, hat kein Recht darauf, demokratische Befugnisse wie Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit oder die Teilnahme an demokratischen Wahlen in Anspruch zu nehmen.
Mitglieder des neuen DGB Kreisvorstands Aschaffenburg-Miltenberg:
IG BAU Herbert Kaup stellv. Claudia Bickert
IG BCE Manfred Höfler stellv. Jochen Langenfeld
EVG Hans-Hermann Luthardt stellv. Bernd Kuhn
GdP Friedrich Ackermann stellv. Karsten HEINZ
GEW Reinhard Frankl stellv. Philipp Przynitza
IG Metall Norbert Elbert stellv. Percy Scheidler
ver.di Rosemarie Westphal stellv. Johannes Englert
Jugend Manuela Lüft