Die GEW Unterfranken sieht zum Schulanfang Handlungsbedarf bei Lehrkräftemangel in allen Schularten und bei Lüftungsgeräten
Zum Schuljahresanfang begrüßt die GEW Unterfranken die Erfüllung ihrer Forderungen nach pragmatischen Lösungen zum Gesundheitsschutz (Maskenpflicht, Testpflicht), sieht aber noch einen langen Weg vor uns (Luftreinigung, Umgang mit Testverweigerern, technische Ausstattung). Dem vom Bund beschlossene Ganztag an Grundschulen ab 2026 muss sofort mit einem ausreichenden Personalkonzept entsprochen werden. Die Bildungsgewerkschaft warnt vor den Folgen des langjährigen Lehrkräftemangels in allen Schularten: „Das baden mehrere vergangene und zukünftige Schülergenerationen aus,“ sagt Monika Hartl, kommissarische GEW-Bezirksvorsitzende in Unterfranken.
Lufreinigungsgeräte
Völlig mangelhaft ist die Ausstattung der Schulen mit Luftreinigungsgeräten, nimmt die GEW-Vorsitzende die Sachaufwandsträger (Gemeinden, Landkreise) in die Pflicht: „Die sind verzögert, verständnislos, entscheidungsschwach.“ Die GEW hatte in einem Schreiben an die Würzburger Schulbürgermeisterin Judith Jörg eine angemessene Ausstattung gefordert. Ablehnende Antwort Jörg: „Ob und welche Auswirkung die Luftfilter auf die Gesundheit der Kinder haben, kann Ihnen niemand sagen.“ In Unterfranken sind nur 17,7 Millionen € von zugewiesenen 67 Millionen € (gut ein Viertel, 26%) Bundesmittel für Luftfilteranlagen abgerufen worden.
Erfreulich sei, dass einige Gemeinden am Bayerischen Untermain dem Gesundheitsschutz ernster nehmen: Gemeinden wie Hösbach, die 140 Luftfilter angeschafft haben sind ein Vorbild für andere Gemeinden! Aber auch die Stadt Alzenau hat schon einiges getan, ergänzt jedoch die Luftfilter jedoch auch mit dem Querlüft-Konzept. Der Markt Goldbach hat ebenfalls Luftfilter angeschafft und trägt so zu einem verbesserten Gesundheitsschutz für die Kinder und Jugendlichen bei.
Impfpflicht / Auskunftspflicht
„Aus gutem Grund stehen persönliche Daten in Deutschland unter besonderem Schutz. Diesen Schutz müssen wir gewährleisten“, sagt Hartl. Sie verweist darauf, dass die Impfbereitschaft unter den Beschäftigten in Schulen und Kitas mit „80 bis 95 Prozent ganz weit oben“ liege.
Unter der geltenden 3G-Regelung müssen Lehrkräfte und Schüler:innen daheim arbeiten, wenn sie Tests verweigern. Damit teilen sie ihre Position dem Arbeitgeber, also der Schule indirekt mit. Es ist davon auszugehen, dass echte Impfverweigerer letztendlich eine irrelevante Minderheit sind.
Grund- und Mittelschulen
Das Lehramtsstudium an der Julius-Maximilians-Universität zog 6.117 Studienanfänger:innen an, bislang über 300 weniger als im vergangenen Wintersemester. Zusätzlich ist ein NC auf Grundschuldidaktik sowie in dem absoluten Mangelfach Sonderpädagogik, wodurch ein weiterer Rückgang erklärt werden kann. „Das wirft zwei Probleme auf, sagt Hartl. „Erstens wurde die Uni nicht mit genügend Dozent:innen ausgestattet, sodass die Ausbildung gefährdet ist und zweitens kommen viel zu wenig Absolvent:innen an die Schulen, um den Mangel im Lehramt auffangen zu können. Der Mangel an den Universitäten setzt sich so 1:1 an den Schulen fort!“
Der Lehrkräftemangel an beiden Schularten ist eklatant. „In jeder Schule fehlt eine Lehrkraft,“ so Hartl. Auch pädagogische Fachkräfte seien Mangelware. „So werden wie letztes Jahr die Klassen wieder größer, Kurse zusammengelegt und Förderung den Erfordernissen untergeordnet.“ Die Corona-Maßnahmen sehen vor, dass z.B. Schwangere oder Gefährdete von zu Hause aus unterstützt durch eine Teamlehrkraft ihren Unterricht machen (800 in Unterfranken). „In der Grundschule findet sich dann plötzlich eine unerfahrene, aber gutwillige Teamlehrkraft vor 27 Viertklässlern wieder. Ein Unding mit Ansage: Lehrkräftemangel gibt es nicht erst seit gestern.“
Besonders hart trifft es Schulleitungen. Nicht nur mussten sie oft alleingelassen die Pandemie managen sondern finden sich manche plötzlich als Leitung zweier Schulen wieder: zu wenig Unterstützung durch die Schulaufsicht, zu hohe Unterrichtsverpflichtung und schlechte Bezahlung. „So gewinnt man keinen Führungsnachwuchst, schon gar keine Frauen.“
Förderschule
Die Schulart mit den hilfsbedürftigsten Schüler:innen muss personell besser ausgestattet werden. Immer wieder steht eine Lehrkraft vor der Wahl, ihrer Klasse zu helfen oder eine Unterstützung an einer Grund- oder Mittelschule zu leisten (Mobiler sonderpädagogischer Dienst). „Wir können uns doch nicht zerreißen, Inklusion ist ein wichtiges Thema und darf nicht für alle Beteiligten auf einem unterirdischem Niveau stattfinden!“, so Hartl, die selbst Studienrätin im Förderschuldienst ist. Und: Auch fachfremdes Personal wird vermehrt eingestellt, selbst noch Studierende anderer Schularten werden in ganz Unterfranken als Lehrkräfte an den Förderschulen eingesetzt.
Realschule
Die seit Jahren beliebteste Schulart hat ebenfalls ein Personalproblem. Das hat zur Folge, dass alle Kolleg:innen ständig für Vertretungen herangezogen. Das benachteiligt besonders Frauen in Teilzeit an kleinen Schulen. Die Klassenstärke ist nach wie vor die höchste aller Schularten. Bei der technischen Ausstattung hakt es abhängig von Schulleitung und Sachaufwandsträger nachhaltig. Kolleg:innen fordern mehr geplanten Wechselunterricht: „Die Schüler:innen haben das prima gepackt,“ so eine Kollegin vom Untermain.
Gymnasium
2025 werden zwei Abiturjahrgänge auf alle Gymnasien in Unterfranken zukommen. Danach wird es nur das personalintensive neunjährige Gymnasium geben. Doch heute werden motivierte und gut ausgebildete Kolleg:innen nicht übernommen. Auch ist die Zahl der Referendar:innen alarmierend gesunken. Die GEW Unterfranken fordert eine vorausschauende Personalpolitik.