Pressemitteilung KV Würzburg 16/00 vom 16.04.2000

Computer in allen KlassenzimmernGEW:

Bildungs-Ostereier von Frau Hohlmeier?

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) reagiert verhalten auf die Absicht der Schulministerin Monika Hohlmeier, gemeinsam mit den Komunen für 150 Millionen Mark in jedem bayerischen Klassenzimmer einen Computer aufzustellen. "Es wurde Zeit.", bewertet der Würzburger GEW-Kreisvorsitzende Jörg Nellen die staatliche High-Tech-Initiative. Er hoffe, dass die Ankündigungen keine faulen Bildungs-Ostereier seien. Gemessen am verkündeten Ziel fehlten allein in den Volksschulen Unterfrankens 4000 Klassencomputer. In Bayern stehen für 1 433 000 Schülerinnen nur 100 000 Schulcomputer zur Verfügung. "Das ist einer für 14 Schüler." so Nellen. Viele Geräte und die meiste Software seien hoffnungslos veraltet, die Lehrkräfte nicht ausgebildet, die anspruchsvollen Lehrplaninhalte zu unterrichten.

Zwar werden im laufenden Schuljahr schulhausinterne Fortbildungen durch schnell ausgebildete Multiplikatoren angeboten, aber die Qualität und der Umsetzungsgrad ist höchst unterschiedlich. In die staatliche Fortbildungslücke ist die GEW-Arbeitsgruppe Textverarbeitung/Kurzschrift gestoßen, die seit einem Jahr unterfrankenweit schulartübergreifende, lehrplankonforme Fortbildungen zu Sofware und Internet anbietet. (Informationen: Susanne Gehring, Tel (0931) 4 67 71 73) Aus dem Kreis der Betroffenen ist zu hören, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen: Informatikunterricht sei oft nur Maschinenschreiben, Hard- und Software seien veraltet, der Zugang zu Computerfachräumen das Privileg weniger Eingeweihter.

Es reiche aber nicht, sich in Telekommunikation und Multimedia auszukennen und die neueste Technik im Klassenzimmer stehen zu haben. Lehrkräfte müssten vor allem in der Lage sein, Informationsbeschaffungsstrategien und Werte im Umgang mit den Neuen Medien zu vermitteln: "Ein 340-PS-Roadster ist eine Gefahr, wenn der Fahrer die Straßenverkehrsregeln nicht kennt und beachtet."