Pressemitteilung 07/01 Würzburg, 2001-05-10

GEW zur Schulentwicklung

GEW: "Schule anders durch Demokratisierung"

Demokratie in der Schule stand bei der diesjährigen Veranstaltung von Schule anders auf dem Stundenplan der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Unterfranken. Die Bielefelder Bildungsforscherin Christine Biermann stellte das wohl bekannteste deutsche Schulmodell, die Laborschule Bielefeld, vor. Biermann sieht eine wesentliche Aufgabe der Schule in der Erziehung zur und in der Demokratie. "In der Schule muss man Demokratie im Kleinen erleben.", so die Bildungsexpertin. Das geschehe gemeinsam in Freiräumen, die vor allem Kommunikation ermöglichen. "Demokratie funktioniert nur durch Dialog." In weiteren Workshops wurden Ansätze demokratischen Handelns aus Schulen in der Region überzeugend dargestellt. "So was müsste man mal an der Uni hören!" meinte eine der vielen anwesenden Studentinnen. Der von CSU-Ministerin Hohlmeier vorangetriebenen Schulentwicklung mangele es nach Ansicht des stellvertretenden unterfränkischen GEW-Bezirksvorsitzenden Rudolf Brandenstein an echter Dialogfähigkeit. Stark könne eine Schule nur dann sein, wenn alle beteiligten Gruppen sie gemeinsam gestalteten. "Doch unsere bayerische Schule ist immer noch geprägt von hierarchischen Strukturen." Die Beamten der Schulaufsicht fürchten das Minsterium, die Lehrer die Schulaufsicht und die Schüler oft die Lehrer. Statt Bevormundung müsse eine echte Beteiligung an den Entscheidungen der Schule her. "Wer den Elternbeirat als eine Institution betrachtet, die zwar hervorragend geeignet ist das Bratwurstgrillen beim Schulfest zu übernehmen, sich sonst aber bitteschön aus den Angelegenheiten der Schule herauszuhalten habe, denkt verkehrt." so Brandenstein. Wenn Schülerinnen und Schüler schon in der Schule erlebten, was es heißt, mitzureden und gehört zu werden, seien sie auch weniger empfänglich für Gewalt und rechtes Gedankengut: "Wer mitbestimmt, trägt auch Verantwortung für die Gemeinschaft."

Die GEW sieht Chancen der Schulentwicklung in der Öffnung des Unterrichts. Öffnung für neue Methoden, Schulsozialarbeit, Einstellung junger Kolleginnen und Kollegen und mehr Gesprächsbereitschaft. "Das gibt es jedoch nicht umsonst.", weiß Brandenstein. Aber: Demokratie in der Schule belastet keine öffentliche Kasse. "Damit können wir schon morgen anfangen." Da gebe es noch viel Grundsätzliches zu tun: So wurden GEW-Einladungen für die Fortbildungsverantaltung von Schulleitungen nicht an die Kollegien weitergegeben. An einem Würzburger Gymnasium wurden sogar GEW-Schuljahreskalender von einer unbekannten Lehrkraft zerfetzt. Brandenstein: "Das ist ein Skandal."

Nähere Informationen bei Rudolf Brandenstein, 09333-522 oder im Internet unter www.gew-unterfranken.de/schuland