Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat anlässlich der
Ringvorlesung “Gymnasialpädagogik” an der Universität Würzburg davor
gewarnt, für jede Schulart eine eigene Pädagogik schaffen zu wollen. Man
solle besser endlich in jeder Schulart pädagogisch arbeiten: “Wir brauchen
ein pädagogisches Gymnasium, keine Gymnasialpädagogik.”, sagte Eugen
Eder-Clouston, der Sprecher der GEW-Fachgruppe Gymnasien. Die Forderungen
nach einer “Gymnasialpädagogik” seien eine Folge der Krise des bayerischen
Gymnasiums. Jahrzehnte lang sei dieses allein auf Wissensvermittlung durch
lehrerzentrierten Unterricht ausgerichtet gewesen. Die Schülerinnen und
Schüler, ihre wahren Fähigkeiten und Interessen seien von stoffhuberischen
Lehrplänen und pädagogikfreien Unterrichtsmethoden zugeschüttet worden, meint
Eder-Clouston. Auf den großen Zulauf von individualisierten Schulkindern ist
das Gymnasium pädagogisch nicht vorbereitet. So bleiben Anlagen, Begabungen
und Chancen der jungen Menschen unentdeckt. Das habe zum mittelmäßigen
Abschneiden von deren Schulleistungen im internationalen Vergleich geführt.
Der Dorfener Gymnasiallehrer weiter: Eine schulartspezifische Pädagogik sei
eine Fortsetzung des gegliederten Schulwesens mit den falschen Mitteln. “Wir
brauchen eine Pädagogik für die Kinder, nicht eine Gymnasialpädagogik, die
sich Kinder nach ihrem Bilde schnitzt.”
Ein pädagogisches Gymansium stelle dagegen die Kinder und Jugendlichen in den
Mittelpunkt, glaubt Eder-Clouston. Es vermittle Stoff, fördere durch gezielte
Maßnahmen ihr Lernen und bereite mit Anregungen zu Selbstständigkeit,
Eigenverantwortlichkeit, Kreativität und Teamfähigkeit den Weg ins Leben.
Dazu müsse man das Rad nicht neu erfinden, so der GEW-Sprecher. Viele
Gymnasiallehrkräfte sind bereit pädagogisch zu arbeiten. Wer eine neue
“Gymnasialpädagogik” fordere, möge zuerst die wissenschaftlichen
Erkenntnisse der Pädagogik und der Schulpädagogik zur Kenntnis nehmen. “Und
die gibt es schon seit 150 Jahren an den Universitäten.”