»Eine Schule für alle«
GEW-Landeschef Oskar Brückner zur Bildungspolitik in Bayern
Aschaffenburg. Ein »Bild ohne Bewegung«, das hat die von Oskar Brückner am Donnerstagabend in Aschaffenburg vorgenommene Analyse der Bildungslandschaft Bayern ergeben. Die Kritik des Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern richtet sich vor allem gegen das mehrgliedrige Schulsystem, dessen Abschaffung er zugunsten der »einen Schule für alle« fordert.
Der Tenor des Vortrags, den Brückner auf Einladung seiner Kollegen vom GEW-Kreisverband Aschaffenburg-Miltenberg bei der Mitgliederversammlung im Martinushaus hielt, war klar: Oskar Brückner plädiert für »eine Schule für alle« und bezieht sich damit auf eine bereits im April vergangenen Jahres vom bayerischen Elternverband, der Landesschülervertretung und der GEW-Bayern ins Leben gerufenen Initiative gleichen Namens. Ziel ist die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems (Förderschule, Haupt- und Realschule, Gymnasium) zugunsten einer einzigen, von allen Schülern bis zum Ende der Pflichtschulzeit, also in der Regel bis zur zehnten Klasse, zu besuchenden Schule. Motto der Initiative: »Förderung statt Auslese«.
In seinem Vortrag untersuchte Brückner nationale und internationale Bildungsstudien - darunter die PISA-Studie, genauso wie die OECD-Studie »Bildung auf einen Blick« oder der Bildungsbericht Bayern - auf die Frage nach der langfristigen Tragfähigkeit des mehrgliedrigen Schulsystems. Sein Schluss: »Alle Bildungsstudien belegen Fehlleistungen des gegliederten Schulsystems.«
Auch die Kritik der Wirtschaft an der aktuellen deutschen Schulstruktur werde breiter und schärfer, so Brückner. Im Vergleich mit anderen Bundesländern - etwa Schleswig-Holstein, wo auf der Insel Fehmarn eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe errichtet werde, oder Sachsen, dessen Koalitionsvertrag die Option auf eine Gemeinschaftsschule enthalte - attestierte der GEW-Landesvorsitzende der bayerischen Bildungslandschaft »Bewegungslosigkeit«.
Auch die aktuelle Debatte um eine Zusammenlegung der bayerischen Haupt- und Realschulen verlangt der GEW eine Stellungnahme ab. Gemeinsamer Standpunkt: Eine solche Zusammenlegung, die hauptsächlich für ländliche Gebiete und aus pragmatischen Gründen angedacht sei, decke sich nicht mit den Zielen der GEW und könne lediglich als Zwischenschritt hin zur einen Schule für alle begriffen werden.
Mit der Botschaft: »Wir wollen eine Schule für alle und unterstützen alle Schritte dorthin«, schickten die Mitglieder des GEW-Kreisverbands Aschaffenburg-Miltenberg ihren Landesvorsitzenden zur Hauptvorstandssitzung der GEW im November. kia
Erscheinungsdatum: 07.10.2006