SZ 28.04.98


GEW legt Teilzeitmodell vor

Chance für 2000 junge Lehrer

Bildungsforscher kritisiert staatliche Personalpolitik


Von Wolfgang Eitler
München – Derzeit verweist das Kultusministerium gerne auf den Bildungsforscher Klaus Klemm aus Essen, der die TIMMS-Studie über deutsche Schulen im internationalen Vergleich kritisch unter die Lupe nahm und einige für Bayern unliebsame Ergebnisse korrigierte. Gestern stellte der Professor aus Nordrhein-Westfalen im Auftrag der bayerischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein neues Teilzeitmodell vor, das ältere Lehrer entlasten und gleichzeitig jungen Lehrern zu einer Anstellung verhelfen soll. Klemm kommt zu dem Schluß, daß die bayerische Personalpolitik an den Schulen falsche Wege gehe und verhindere, daß zusätzlich 2000 junge Lehrer angestellt werden.
Die bayerische GEW hatte vor einem halben Jahr folgendes Modell der Altersteilzeit propagiert: Lehrer über 50 Jahre arbeiten nur die Hälfte, erhalten aber Zwei-Drittel ihres Gehaltes. Zwei ältere Lehrer auf Teilzeit könnten mit je einem Drittel ihres Gehalts die Anstellung eines jungen Kollegen finanzieren. Klaus Klemm hat den Vorschlag nachgerechnet und kommt zu dem Schluß, daß das Modell sich lohnt, auch wenn es nicht – wie geplant – ganz kostenneutral finanziert werden könne. Neueste Forschungen ergeben, daß Lehrer, die auf Teilzeit gehen, später als andere Kollegen in den Ruhestand eintreten. Mit anderen Worten: “Der Staat spart pro Jahr pro Lehrer rund 60.000 Mark an Pensionskosten ein.” Deshalb wandte sich der Bildungsforscher gegen die Personalpolitik der Staatsregierung, die vor kurzem die Altersermäßigung für Lehrer gekürzt hatte. “Der Reiz kurzfristiger Gewinne ist groß”, sagte Klaus Klemm. Aber die teueren Folgen zeigten sich eben erst einige Jahre später bei den Rentenzahlungen. Außerdem helfe das GEW–Modell, die überalterten Kollegien aufzufrischen, sagte Klemm.