MAIN-POST, 06.02.2009 17:54 Uhr
Kultusminister gibt Fehler zu
Ludwig Spaenle zeigt mehr Dialogbereitschaft als Monika Hohlmeier
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein Politiker-Besuch in Würzburg auf soviel Interesse stößt wie der Auftritt von Bayerns neuem Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) im Zellerauer Pfarr- und Gemeindezentrum Heiligkreuz: Hunderte von Eltern und Lehrern drängten sich dicht an dicht im Saal, um mit ihm über die "Zukunft der Bildungspolitik in Bayern" zu diskutieren.
Donnerstagabend, kurz vor Beginn der Veranstaltung: Durch die Straßen rund um den Veranstaltungsort schleichen zahlreiche Autos auf der Suche nach einer Parklücke.
Im Saal sind zu diesem Zeitpunkt fast alle Sitzplätze schon besetzt. Wer erst jetzt eintrifft, muss sich einen der Reserve-Stühle holen. Sogar die Empore ist voll besetzt.
Oliver Jörg, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des CSU-Kreisverbands Würzburg-Stadt, der gemeinsam mit der Landkreis-CSU eingeladen hatte, sagte gleich bei der Begrüßung, die CSU habe aus der Landtagswahl gelernt, "dass wir schulische Vorhaben künftig gemeinsam mit Ihnen umsetzen wollen."
Auch der neue Kultusminister selbst erklärte, er wäre wohl nicht ins Amt gekommen, wenn nicht viele Eltern mit der bayerischen Schulpolitik der vergangenen fünf Jahre unzufrieden gewesen wären.
Lautstarken Beifall bekam Spaenle, als er im Hinblick auf die Einführung des achtstufigen Gymnasiums feststellte: "Dass Fehler begangen wurden, ist klar." Diese seien bei der Kommunikation und bei der "politisch-handwerklichen Umsetzung" gemacht worden.
Über weite Strecken der Diskussion meldeten sich vor allem Lehrkräfte mit teils recht umfangreichen und detaillierten Redebeiträgen zu Wort. Spaenle hörte ihnen wie auch den Eltern geduldig zu und zeigte sich um einen Dialog bemüht.
"Die CSU hat aus der Landtagswahl
gelernt"
Oliver Jörg Landtagsabgeordneter
Diese Dialogbereitschaft war nach dem Besuch von Spaenles Vor-Vorgängerin Monika Hohlmeier (CSU) in Würzburg im Februar vor fünf Jahren von vielen der anwesenden Eltern und Lehrer vermisst worden.
Klagen über den hohen Druck auf die Schüler und ihre Familien, der durch die Reformen der vergangenen Jahre und die damit verbundene verschärfte frühe Auslese aufgebaut worden sei, hielt Spaenle allerdings entgegen, er halte es für verantwortbar, bei Neun- bis Zehnjährigen "eine erste Entscheidung" über die weitere Schullaufbahn zu treffen.
Allerdings solle der Übertritt neu gestaltet und der Elternwille stärker gewichtet werden. Daneben solle das Schulsystem noch durchlässiger werden.
Eine Lehrerin berichtete, sie müsse ihren Zwillingen in der fünften Klasse Gymnasium ständig bei den Hausaufgaben helfen. Aber wie sollten das andere Eltern leisten?
Zu dieser Frage schreibt der Kreisverband Würzburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, (GEW) in einer Pressemitteilung zum Ministerbesuch, das dreigliedrige Schulsystem "benachteiligt ganz klar Kinder aus bildungsfernen Schichten und Migrantenkinder, die von zu Hause aus kaum Unterstützung beim Lernen erhalten können."