Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreisverband Würzburg
Würzburg, 2009-12-17
Zugang zu Bildung für alle
GEW-Würzburg zum Bündnis
Würzburger Bildungsgipfel
Der Würzburger Bildungsgipfel
fordert am 17.12.2009 Chancengleichheit, Freiheit der Bildung und
gelebte Demokratie. Der Kreisverband der Bildungsgewerkschaft
unterstützt diese Forderungen entschieden.
Chancengleichheit
- Kindergrippenalter: sozial schwächere Familien bringen ihre
Kinder sehr viel seltener in eine Kindergrippe, da sie sich die
hohen Gebühren nicht leisten können. Deshalb erhalten diese Kinder
keine professionelle Förderung.
- Schulerfolg eines Kindes hängt zu allererst vom Status der Eltern
ab. Das dreigliedrige Schulsystem muss als "Armutsfalle"
bezeichnet werden, da sich der soziale Status in der Regel auf die
Kinder vererbt.
- Munozbericht der UNO (Februar 2006): in Deutschland erhalten durch
das dreigliedrige Schulsystem Kinder aus sozial schwachen Schichten
und Migrantenkinder so wenig Förderung, dass von einer Verletzung
der Menschenrechte gesprochen werden kann.
- IGLU-Studie: beim Übertritt von der Grundschule auf die
weiterführenden Schulen haben Kinder aus den zwei obersten sozialen
Kategorien bei gleicher Kompetenz! eine 2,3 fach höhere Chanche
eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, wie Kinder aus der Untersten
Kategorie.
- UNICEF-Studie: Kinder werden in Deutschland an der
Schlüsselposition der Übergangs von der Grundschule in die
nächste Stufe des Bildungssystems für ihr Leben vorsortiert.
- Abitur. Deutsches Studentenwerk: Von den höchsten sozialen
Kategorie nehmen 80 % ein Studium auf, von der niedrigsten nur 11%.
Angehörige der "Herkunftsgruppe hoch" haben eine 7,4 %
höhere Chance, ein Studium aufzunehmen wie Angehörige der
"Herkunftsgruppe niedrig".
- Sonderschulen: gibt es in vergleichbaren Ländern nicht. Diese
Schüler werden dort in die Regelschule integriert.
Die GEW Würzburg fordert eine Schule
für alle, die Chancen nach Erfolg, nicht nach Einkommen verteilt.
Das gegliederte Schulsystem ist inhaltlich und moralisch am Ende.
Freiheit der Bildung statt
"Ware Bildung"
- Der Berliner "Bildungsgipfel diese Woche zeigt, wie mit
Buchhaltungstricks ein Status Quo als "Erhöhung" der
Bildungsausgaben verkauft werden soll. Bund, Länder und Gemeinden
müssen in ihrer Ausgabenplanung Bildungsausgaben an erste Stelle
stellen. Eine Bildungsplanung ist überfällig. Der Bologna-Prozess
ist als neo-liberales Experiment gescheitert
- Bildungsausgaben in Deutschland (unter fünf Prozent) sind
niedriger als in vergleichbaren Ländern (Frankreich 5,5%, Schweden
und Norwegen je 6,5 Prozent)
- Primärbereich ist in Deutschland verglichen mit dem
Sekundarbereich deutlich unterfinanziert. Dadurch erhalten Kinder
aus einkommensschwachen Schichten zu einer Zeit wenig Förderung, wo
sie ihren Rückstand noch aufholen könnten.
- Deutschland hat in der Grundschule mit die schlechteste
Lehrer-Schüler Relation vergleichen mit anderen Staaten.
Die GEW Würzburg fordert mit dem
Bündnis Würzburger Bildungsgipfel eine Ausstattung der
Universitäten und Hochschulen, die sie in die Lage versetzen, eine
Elite der Vielen, nicht eine Elite der Privilegierten zu bilden.
Schüler/innen und Studierende müssen in die finanzielle Lage
versetzt werden, ihr Studium auch durchzustehen.
Gelebte Demokratie
- Alle Beteiligten an Bildung müssen ernsthaft über Inhalte,
Methoden und Mittel mitbestimmen können
_ eine verfasste Studierendenschaft ist endlich auch in Bayern zu
konstituieren
- staatliche Bildungsplanungsfehler wie die Einführung des
8-jährigen Gymnasiums, die als "Mittelschule" verkaufte
Entwertung der Hauptschule lassen sich nur durch Mitsprache der
Betroffenen vermeiden.
Die GEW Würzburg weiß, dass eine
demokratische Schule, eine demokratische Universität genauso stark
ist, wie ein demokratischer Staat. Sowenig wir die Demokratie
abschaffen wollen, sowenig wollen wir die undemokratischen
Strukturen in der Bildungslandschaft weiter tolerieren. Demokratie
macht Bildung stark.
Walter Feineis, Vorsitzender des
Kreisverbandes Würzburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Nellen
Pressereferent GEW Unterfranken
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