Medieninformation 18/2003 Würzburg, 2003-05-18
GEW zum Berufsinformationstag der
Wirtschaftsjunioren:
Defizite der Schulen deutlich
Eine informelle Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft auf dem 1. Berufsinformationstag, der am Samstag von den Wirtschaftsjunioren Würzburg in der Carl-Diem-Halle ausgerichtet wurde, hat Defizite der Schulen bei der Berufsvorbereitung deutlich gemacht. Einige der 40 Ausbilder, die 55 Ausbildungsberufe aus Industrie, Handwerk, Pflege und Dienstleistung vorstellten, wurden gefragt, was aus ihrer Sicht die Schule beitragen könnte, um ihre Absolventinnen und Absolventen besser auf die Anforderungen des Berufslebens vorzubereiten. Dabei wurden an erster Stelle mangelnde Grundkenntnisse in Mathematik, Deutsch und Allgemeinwissen festgestellt. "Machen wir da im Unterricht alles richtig?" fragt der Würzburger GEW-Kreisvorsitzende Jörg Nellen. "Angesichts von je nach Schulart 1600 bis 1800 Stunden Mathematik und ebensoviel Stunden Deutsch in zehn Schuljahren ist dieses Ergebnis eine Katastrophe." Selbstständigkeit, die Fähigkeit Aufgaben zu erfassen und über einen längeren Zeitraum zu planen, umzusetzen und zu evaluieren wird im Handwerk wie im Handel vermisst. "Jede Lehrkraft kann ihren Unterricht sofort von der Kurzatmigkeit des Lernens für schriftliche Leistungsmessungen umstellen auf offene Arbeitsformen, wie Lernzirkel, Projektarbeit und Freiarbeit mit Selbstkontrolle,", so Nellen. Falsche Erwartungen aus Unkenntnis der sich schnell wandelnden Berufsbilder und fehlende Computerkenntnisse seien weitere Auffälligkeiten aus der Sicht der Ausbilder. Selbst die Form der Bewerbungen ließe oft zu wünschen übrig. "Die Schülerinnen und Schüler wissen wohl nicht, was sie nach der Schulzeit erwartet," meinte eine Ausbilderin. Es gehe nicht darum, der Schule neue Aufgaben aufzubürden, warnt Nellen. Berufsfindung müsse ein größeres Gewicht im Unterricht erhalten, aber auch die Eltern stärker in die Verantwortung nehmen. "Jede Schule sollte im Rahmen ihres Schulprofils unter Lehrkräften, Eltern und Schülern die Zielvereinbarung ‚Berufsfähigkeit' treffen."