Regierung treibt gefährliches Spiel mit den am Bildungsprozess Beteiligten
In einer Mitgliederversammlung diskutierten der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft über die anstehenden Kürzungen bzw. Änderungen im Bildungsbereich. So stellt nach Meinung der Anwesenden das vom Kultusministerium angekündigte Ende der Lernmittelfreiheit einen verhängnisvollen Weg des Staates dar, sich aus seiner Verantwortung für Schule und Bildung immer mehr zurück zu ziehen und Bildung zunehmend zu privatisieren. Auf der Strecke bleibe, so die einhellige Meinung der Mitglieder, die Chancengleichheit in der Schule. Die bayerische Staatsregierung drehe damit das Rad der Geschichte um 50 Jahre zurück, indem sie Errungenschaften, die die Alliierten seiner Zeit zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen eingeführt hätten, in einem Rundumschlag zunichte machten. Die Ergebnisse der Pisa-Studie zeigen eindeutig, dass der Staat im Bildungsbereich schwere Fehler begeht, wenn er finanzschwächere Familien so stark benachteiligt. Das wird die soziale Schieflage in der bayerischen Bildungslandschaft noch verschlimmern. Durch die angekündigte Kürzungsorgie, die mit der unbezahlten Anwesenheitspflicht für Lehrkräfte an Nachmittagen sowie einer Erhöhung der Arbeitszeit begann und über Studiengebühren, Verkürzung des Gymnasiums auf 8 Jahre undurchdacht und populistisch auf Kinder und Jugendliche, Studierende und besonders Lehrerinnen und Lehrer ziele, trage die Regierung in unverantwortlicher Weise zu einer dramatischen Verschlechterung der Situation an den Schulen bei. Wenn Schüler bis zu 38 Stunden Unterricht auf sich nehmen sollen, wie es nach einem Entwurf des Kultusministeriums vorgesehen ist, würden alle Betroffenen, Schüler, Lehrer, Eltern, in einer solch drastischen Weise überlastet, dass pädagogisches Handeln, das gerade in letzter Zeit - auch von der Kultusministerium- gefordert wurde, in Frage gestellt wäre. Eine solche Behandlung werden Schüler, Eltern und Lehrer nicht hinnehmen. Massive Formen des Widerstandes in verschiedenen Formen gegen die geplanten Maßnahmen seien unabdingbar und werden wohl in der nächsten Zeit in verstärktem Maße erfolgen. Geradezu eine Brüskierung ihrer Anstrengungen müssten die Schulen empfinden, die in den letzten Jahren viele Innovationen (Förderung der Sozialkompetenz, Stärkung des Eigenverantwortung, neue Lernformen) eingeleitet hätten. Wer eine solch geballte Ladung von einschränkenden und regressiven Maßnahmen an die Schulen herantrage, zeige, dass er von der Realität an den Schulen schon meilenweit entfernt ist und keine Sensibilität mehr für die dort bestehenden Probleme besitze. Die GEW Main-Spessart fordert daher besonders die Landtagsabgeordneten des Kreises auf, darauf hinzuwirken, dass die Verantwortlichen in Regierung und im Kultusministerium die angekündigten Beschneidungen zurücknehmen und sich einer Bildungspolitik hinwenden, die von Augenmaß und Einsicht in die bildungspolitischen Belange geprägt ist.