Pressebericht von der Mitgliederversammlung Mo, 7. Dez. 09 in Lohr - Steinbach

Stellungnahme zu aktuellen Problemen- "Macht die Schulen zu Zukunftswerkstätten"

In einer Mitgliederversammlung des Kreisverbandes MSP der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft diskutierten die anwesenden Mitglieder im Beisein der Bezirksvorsitzenden Monika Hartl angesichts der aktuellen Bildungsdiskussion und auch vor dem Hintergrund der Klimakonferenz in Kopenhagen über eine nötige Neuorientierung der Schule. Ausgehend von einer Forderung des bekannten Schulpädagogen Otto Herz, wonach die Schulen "Werkstätten zur Bewältigung der zukünftigen Probleme" sein sollten, wies Vorsitzender Wolfgang Tröster darauf hin, dass aufgrund vollgestopfter Lehrpläne, eines viel zu hohen Stoffdrucks und einer daraus resultierenden zeitlichen Belastung der Schüler und der Lehrer effektive und nachhaltige Projekte nicht durchgeführt werden können. "Unter diesen Voraussetzungen kann Schule nicht gelingen", so der Tenor des Gesprächs. Gerade die Erkenntnisse und Herausforderungen, die der Klimawandel und andere Bedrohungen, wie Hunger auf der Welt, Ressourcenverknappung usw. mit sich brächten, erforderten auch in der Schule ein Umdenken und eine Hinwendung zu den entscheidenden Problemen der Gegenwart. Um Schüler dafür sensibilisieren zu können und sie mit diesen Problemen wirklich vertraut zu machen, bedürfe es aber viel mehr Freiräume. Ein permanentes Unterworfensein an Prüfungssituationen mindere und verhindere sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern die Motivation, sich mit Themen wie Umwelt, Rassismus, Gewalt, Hunger u.a. intensiv auseinander zu setzen. Solche Themen müssten aber viel stärker in den Unterricht einbezogen werden und dürften nicht noch mehr Belastung und Arbeit für die Beteiligten auslösen. Wichtige Voraussetzung dafür sind nach Meinung der GEW eine größere Autonomie der Schulen, außerdem kleinere Klassen. Erst unter solchen Bedingungen könne eine Projektarbeit durchgeführt werden, die ein dauerhaftes gesellschaftliches Engagement der Schüler bewirke.
Da die Probleme an den Hochschulen ähnlich gelagert seien: zu starke Verschulung, kaum Freiräume zu eigenen Initiativen, könnten auch von dieser Institution kaum die Impulse ausgehen, die notwendig wären, um einen entscheidenden Beitrag zu den Problemen der Zukunft einzuleiten. Die GEW Main-Spessart unterstützt daher die Proteste der Studenten und der Schüler und wird diese Unterstützung auch mit einer Geldspende signalisieren.
Die GEW Main-Spessart fordert auch, dass im Falle der Schulsituation im Raum Arnstein (drohende Schließung der dortigen Hauptschule) flexibel gehandelt wird. An diesem Fall zeigt sich: Ein Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem erweist sich als äußerst schädlich für den Standort Arnstein und die betroffenen Schüler . Lange unzumutbare Fahrwege zwischen den einzelnen Ablegern der Zentrale wären aus ökonomischen und ökologischen Gründen ein Unding, auf die betroffenen Schüler kämen unzumutbare Belastungen zu. Deshalb sollte der Vorschlag von Stadtrat Josef Grodel aufgegriffen und eine Zusammenlegung von Realschule und Hauptschule angestrebt und massiv vom Kultusministerium eingefordert werden. Da in den nächsten Jahren noch mehr Hauptschulen gefährdet sein werden und die Bildung von Mittelschulen hier keine Alternative sein kann, könnte einzig eine längere gemeinsame Schulzeit Schulstandorte erhalten und den Schülern erhebliche Erleichterungen bringen.

Wolfgang Tröster
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Kontakt: Wolfgang Tröster, Am Steinernen Bild 28, Vorsitzender GEW Kreis Main-Spessart