„Wir wollen die Gesellschaft verändern, weil sie ungerecht ist“
Würzburg. Chiles Bewegung gegen soziale Ausgrenzung und ein neoliberales Bildungssystem ist für viele mit dem Gesicht Camila Vallejos verbunden. Am Sonntag war die 23jährige Chilenin mit Jorge Murúa (Gewerkschaftsdachverband CUT) und Karol Cariola (Kommunistischer Jugendverband JJCC) in Würzburg zu Besuch. Die Delegation aus Chile reist vom 27. Januar bis 9. Februar auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Rosa Luxemburg Stiftung (RLS) durch Europa. Gastgeber in Würzburg waren der DGB, die Cuba-Solidarität und der Florakreis. „Unser Ziel ist es darüber zu berichten, was in Chile im vergangenen Jahr genau geschehen ist“, sagte die Geographiestudentin Camila Vallejo vor 170 Zuhörern im Studentenhaus. Und sie räumte mit dem Kult um ihre Person auf. Sie werde in den Vordergrund gerückt, um die Bewegung „verletzlicher zu machen“, sagte sie. Der sozialen Bewegung Chiles gehe es darum die Gesellschaft zu verändern, „weil sie ungerecht ist“. Camila Vallejos Ideen finden Umfragen zu Folge fast 70 Prozent Zustimmung bei den Chilenen. Präsident Pinera, einer der reichsten Männer des Landes hingegen befindet sich im Sinkflug. Er kann sich nur noch einer Zustimmung von gut 15 Prozent sicher sein. Mit ein Grund, dass sich die Auseinandersetzungen mehr und mehr verschärfen. Die Staatsmacht ist nicht gerade zimperlich im Umgang mit der Opposition. Gegen Camila Vallejo gibt es Morddrohungen. Die Auseinandersetzungen für eine gerechte Bildung in Chile wuchsen im vergangenen Jahr zu sozialen Massenprotesten an. Gewerkschaften und Studierende marschierten gemeinsam. Jorge Murúa, Mitglied in der Leitung des Gewerkschaftsdachverbandes CUT begründete das Bündnis: "Auch in Chiles Arbeiterschaft gärt es". Trotz eines Mindestlohnes blieben manchem gerade einmal 20 Cent pro Tag zum Leben. Die Regierung sei nicht in der Lage, Lösungen anzubieten. Die Zustimmung für die Oppositionsbewegung steige weiter. Karol Cariola sprach davon, dass es der Opposition nicht ausschließlich um Veränderungen im Bildungssystem geht. „Unser Widerstand gegen das neoliberale System ist angelegt, um tiefgreifende Veränderungen zu erreichen“. Die Würzburger Politikwissenschaftlerin Claudia Mutizabal und Ruth Kries aus Frankfurt übersetzten die Vorträge der Gäste aus Chile. DGB Sekretär Norbert Zirnsak erinnerte in einem Grußwort an den Mann von Ruth Kries: Dr. Herndandez Henriquez, der während der Pinochet Diktatur ermordet wurde, weil er den Mapuche als Arzt zur Seite stand und öffentlich als Aktivist der Unidad Popular auftrat. Den Kampf der chilenischen Opposition sah der der Gewerkschafter in der Tradition Salvador Allendes. Auch an ihn wurde am Sonntagabend erinnert. Claas Meyer von der GEW Hochschulgruppe berichtete über die Bildungsproteste in Bayern. Er erinnerte an die Besetzung der Uni in Würzburg und die Proteste der studierenden Jugend hierzulande gegen die Studiengebühren. Die Veranstaltung wurde von der lateinamerikanischen Band „Musikandes“ aus Saarbrücken begleitet. Am Ende bedankte sich der ehemalige Würzburger IG Metall Bevollmächtigte Werner Ring für den Besuch der Chilenen. Eine Solidaritätsspende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Unterfranken (GEW) in Höhe von 1.000 Euro wurde von Walter Feineis übergeben. Außerdem spendeten die Zuhörerinnen und Zuhörer gut 400 Euro für die Arbeit der chilenischen Opposition.
Bildunterschrift (Bildnachweis DGB): Camila Vallejo räumte mit dem Kult um ihre Person auf. Sie werde in den Vordergrund gerückt, um die Bewegung „verletzlicher zu machen“, sagte sie am Sonntag in Würzburg. Mit im Bild Jorge Murúa (Gewerkschaftsdachverband CUT).
Norbert Zirnsak Gewerkschaftssekretär DGB-Region Schweinfurt-Würzburg Büro Würzburg Randersackerer Straße 33
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