Jetzt schlägt's A13 - Gleiches Einstiegsgehalt schafft mehr Gerechtigkeit für Lehrerinnen
Bildungsgewerkschaft GEW am Donnerstag bayernweit aktiv
Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen bekommen nicht, was sie
verdienen. Ihre Aufgaben sind zwar nicht gleichartig, aber durchaus
gleichwertig wie die anderer Lehrämter. "Wir arbeiten professionell
viel im erzieherischen und pädagogischen Bereich, " sagt eine
Grundschullehrerin aus Würzburg. "Das führt zu vielen Gesprächen,
Familien- und Ämterkontakten und Aktendokumentationen". Dennoch erhält
eine Lehrkraft an Grund- und Mittelschulen mit der Gehaltsstufe A12
lebenslang deutlich weniger als ihre Kolleg*innen an Gymnasien, die
auch noch zwei Gehaltsstufen aufsteigen können.
"Die unfaire Bezahlung an den Schulen benachteiligt besonders Frauen,"
sagt der GEW-Bezirksvorsitzende Martin Heilig. 90% der
Grundschullehrkräfte in Unterfranken seien Frauen. Diese arbeiteten
auch oft in Teilzeit, könnten nicht aufsteigen und beenden ihre
Karriere nach 40 Jahren Erziehung der Kleinsten in der niedrigsten
Gehaltsstufe. "Wir brauchen mehr Wertschätzung der Bildungsberufe. Wir
fordern ein gleiches Einstiegsgehalt für alle Lehrkräfte: Ja, jetzt
schlägt's A13!", so der Bildungsgewerkschafter.
https://www.gew-bayern.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/kundgebungen-bayernweit-a-13-als-einstiegsgehalt/
https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/13-fuer-alle-start-der-neuen-gew-kampagne/
Die
Bildungsgewerkschaft GEW fordert am bayernweiten Aktionstag "Ja
– A13!"gerechte Bezahlung besonders von Frauen in den Schulen.
Hier eine Aktion im April 2017.
_______________
Stimmen zur Arbeit und
Gehalt an Grund- und Mittelschulen aus Unterfranken:
- "Die
GEW hat vor einigen Jahren eine Pilotstudie von Andrea Jochmann-Döll
und Karin Tondorf durchführen lassen, um die Lehrtätigkeiten in der
Primarstufe und der Sekundarstufe II vergleichen zu können. Die
Anforderungsanalyse und -bewertung zeigte keine nennenswerten
Unterschiede im Niveau der intellektuellen Anforderungen bei den
untersuchten Lehrtätigkeiten. Unterschiede zeigten sich bei
psycho-sozialen Belastungen: Lehrtätigkeiten an Grundschulen stellen
durch erschwerte Interaktion und persönliche und unmittelbare
Konfrontation mit Problemen von Kindern und ihren Familien höhere
Anforderungen.
Ruth
Brenner, GEW-Hauptpersonalrätin
- "Meine
Kinder hatten eine russische Mathelehrerin, die fachlich ungeheuer
kompetent war, aber kaum zu verstehen. Diesen Luxus kann ich mir
weder in der Grund-, noch in der Mittelschule leisten. Da muss ich
alle Fächer so gut können, dass ich sie unterrichten kann. Ich
benötige also eine großzügig erweiterte Allgemeinbildung. Damit
nicht genug brauche ich auch in allen Fächern wenigstens die
wichtigsten didaktischen Grundlagen. Die können fachspezifisch ganz
schön anspruchsvoll sein. Dann mal Sozialkompetenz. Eigentlich
sollten Lehrer an Grund- und Mittelschulen über ähnliches
Fachwissen verfügen wie studierte Sozialpädagogen, denn sie müssen
es ständig anwenden. Krisenintervention, z.B. wegen Streitigkeiten
in der Pause, aktives Zuhören, Führen (!) von Elterngesprächen,
Steuern der gruppendynamischen Prozesse, Sozialkompetenztraining,
z.B. bei Mobbing in der Klasse und noch viel mehr."
A.
S., Landkreis Würzburg
- "Damit
nicht genug soll auf jeden Fall der Grundschullehrer auch noch
versierter Psychologe sein. Es wird selbstverständlich von ihm
erwartet, dass er Störungen und Defekte zielsicher erkennt und
entsprechende Maßnahmen einleitet. Ich soll etwa unterscheiden
können, ob sich jemand einfach die Rechtschreibregeln nicht
angeeignet hat oder ob er diesbezüglich eine Fehlfunktion hat und
zum Schulpsychologen muss. Wenn jemand Richtung Delinquenz driftet,
wird vom Mittelschullehrer erwartet, dass er das erkennt und
Gegenmaßnahmen anzettelt. Dasselbe gilt für die Themenbereiche
Drogensucht, Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung, Vernachlässigung
etc."
T.F., Untermain
- "
A13 bekommst du in der Grund- und Mittelschule erst bei einer guten
Beurteilung und nach langer Zeit. Da die Bewertungen vom Schulleiter
abhängen, ist das natürlich eine schwierige und nicht immer
gerechte Angelegenheit. Ein Schulleiter im Landkreis hat z.B. viele
Jahre keine guten Beurteilungen gegeben, d.h. vor allem Kolleginnen
sind eindeutig benachteiligt worden. Das ganze System, wer wann A13
erhält, ist wenig transparent."
Gabriele
Neumann, Personalrätin
- "50 Quereinsteiger aus
Gymnasium und Realschule in Unterfranken können sich in Grund- und
Mittelschulen nachqualifizieren. Den enormen Einarbeitungsaufwand
tragen die Lehrerinnen mit der niedrigsten Gehaltsstufe.
Die Betroffenen werden später nicht so bezahlt, wie sie ausgebildet
wurden, sondern wo sie arbeiten: an Grund- und Mittelschulen. Im
Gespräch sagte ein Gymnasiallehrer im Grundschuldienst: 'Meine
Kollegin in der Grundschule arbeitet auf jeden Fall so viel, dass sie
A13 bekommen müsste.' "
Jörg Nellen, Hauptschul-
und Gymnasiallehrer
|