Medieninformation 16/2004

Würzburg, 2004-11-21

Hauptschule abschaffen?
GEW : "Verlierer im gegliederten Schulwesen"

In einigen Regionalausgaben der Zeitungsgruppe Mainpost (Würzburg) wird der Leiter des Münnerstädter Johann - Philipp - von Schönborn - Gymnasiums, Hans Dietrich Unger, zitiert: "Unger brachte vom Ministerium [für Kultus und Unterricht] eine andere Prognose mit: Dort rechnet man damit, dass es in 15 Jahren keine Hauptschulen mehr gibt, sondern nur noch Realschulen mit integrierten Hauptschulklassen. So könnten Eltern künftig wieder eher bestrebt sein, ihre Kinder in das dann wieder elitäre G8 [achtjähriges Gymnasium] zu schicken."

Dazu nimmt der Bezirksverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wie folgt Stellung: Im gegliederten Schulsystem werden ganze Personengruppen systematisch benachteiligt: Migranten, Kinder aus bildungsfernen Familien. Ungeachtet ihrer wirklichen Begabung landen sie an der Hauptschule. Dort erwartet sie eine Pädagogik, die sie in all ihrer Verletztheit auffängt und trotz alledem zu erfolgreichen Schulabsolventinnen macht. "Wer die Hauptschulen abschaffen will, kann Realschule und Gymnasium nicht behalten.", kommentiert Albrecht Sylla, der GEW-Bezirksvorsitzende. Wir brauchen endlich eine Schule für alle Kinder, eine Pädagogik, die keinen beschämt, niemanden zurück lässt. Solche Schulen haben die PISA-Sieger z.B. in Skandinavien. In einer solchen Schule haben alle die Chance, zur Elite zu gehören. In der Gedankenwelt des Schulministeriums profilieren sich privilegierte Schüler auf Kosten weniger privilegierter. "Diese Geisteshaltung stammt aus der Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts und hat im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr." , so Sylla.