Medieninformation 13/2004 2004-07-26
„Mir reicht’s - ich such mir
einen anderen Job” „Es gibt eigentlich nicht viel, was mich in der Schule hält”, diesen oder ähnliche Sätze hört man in letzter Zeit öfter. Vor allem jüngere KollegInnen erwägen auf die materielle Absicherung zu verzichten und dem Lehrerberuf den Rücken zu kehren. Für diese Gruppe und für diejenigen, die das Kultusministerium nach Beendigung ihrer harten Ausbildung auf der Straße stehen lässt wurden von der jungen GEW zwei Seminare zu beruflichen Alternativen angeboten. Die Teilnehmerzahlen waren allerdings enttäuschend: Sind die stellenlosen LehrerInnen schon genauso frustriert wie andere Arbeitslose oder hoffen sie noch auf ein Wunder aus dem Hause Hohlmeier? Die in München und Würzburg Anwesenden diskutieren um so lebhafter über Berufsaussichten und den Zustand der Schule. Kritik an der bescheidenen Einstellungspolitik Im Vordergrund stand jeweils das Unverständnis, dass sich die einen überarbeiten und schon nach wenigen Jahren ausgebrannt sind, während Tausende ausgebildete pädagogische Kräfte auf der Straße stehen und bisweilen à la Stoiber Würschtl verkaufen. Sonderpädagogin Anna Kießling vom SprecherInnenteam der jungen GEW kritisierte die Einstellungspolitik des Freistaates heftig: „Seit fünf Jahren weiß ich jetzt am Ende des Schuljahres nicht, ob ich im September wieder einen Vertrag bekomme. Die Schule würde mich gerne weiterbeschäftigen, aber das Ministerium spielt nicht mit, mir reicht diese Unsicherheit!” Für das kommende Schuljahr erhalten nur 20 % der BewerberInnen für Stellen an Förderschulen einen unbefristeten Vertrag. Bei Gymnasien und Grundschule sind es an die 30 %, die Planstellen bzw. Superverträge bekommen. Einige hundert JunglehrerInnen werden mit Zeitverträgen abgespeist und müssen hoffen, dass nächstes Schuljahr nicht wieder eine Stunde Unterichtspflichtzeit draufgesattelt wird - der Trend geht schließlich allgemein zur 50-Stunden-Woche. An die 2.000 Stellen werden durch die Arbeitszeiterhöhung an den Schulen eingespart, soviel zum Thema: „Mehrarbeit schafft Arbeitsplätze” Angesichts dieser Situation sind viele gezwungen nach Alternativen zu suchen. Anna Forstner stellte im Seminar verschiedene Möglichkeiten vor, angefangen vom Schuldienst in anderen europäischen Ländern wie Österreich, Großbritannien oder den Niederlanden, über den Auslandsschuldienst an deutschen Schulen bis hin zu Tätigkeiten in Bereichen, die mit Bildung nichts zu tun haben. Die allgemeine Lage mache einen Wechsel in die „freie Wirtschaft” derzeit sicher nicht einfach, Branchen wie IT oder Medien haben ihre Boomjahre bereits hinter sich. Dennoch gäbe es verschiedene Möglichkeiten für ausgebildete PädagogInnen. Die Merkmale „Belastbarkeit”, „soziale Kompetenz” und „Flexibilität” führen in Bereichen wir Pressearbeit oder Personalwesen durchaus zu Einstellungschancen. In der außerschulischen Bildung werden immer wieder DozentInnen gesucht, allerdings fast durchwegs als freiberufliche Kräfte, sprich zu relativ niedrigen Honorarsätzen. Heftige Auswirkungen hat die Regelung, dass arbeitslose ReferendarInnen keinen Anspruch auf Leistungen des Arbeitsamtes haben. Damit ist der Weg zu Weiterbildungen verbaut, weil die Teilnahmegebühren oft sehr hoch sind. Informationen über berufliche Alternativen bei Jörg Nellen, Tel. 0931 12204. Jörg Nellen, Pressesprecher GEW Unterfranken |