Medieninformation 06/2004
Würzburg, 2004-02-29

Wenn Beamte streiken
GEW: letztes Mittel gegen Arbeitszeitverlängerung


Die Lehr- und Lernbedingungen haben sich in den letzten Jahren gravierend verschlechtert. Das hat die Bildungsgewerkschaft GEW und auch die bayerischen Lehrerverbände in den letzten Wochen an vielen Stellen ausführlich dargestellt.
"Das Unterrichtsangebot für die Schülerinnen und Schüler wurde gekürzt, die Klassen sind viel zu groß und die Lehrerinnen- und Lehrerarbeitszeit wurde erhöht.", zählt der stellvertretende GEW-Bezirksvorsitzende Rudolf Brandenstein auf. Die Altersermäßigung gekürzt und die Lebensarbeitszeit durch das Heraufsetzen der Antragsaltersgrenze für viele Kolleginnen und Kollegen verlängert. Die Möglichkeit der Altersteilzeit wird eingeschränkt, oder sogar gestrichen. Deshalb muss ein erheblicher Teil der Lehrkräfte aus gesundheitlichen Gründen früh pensioniert werden. Das verursacht jährliche Kosten von ca. 250 Millionen Euro.
Gegen jegliche Vernunft, von "Fürsorgepflicht" ganz zu schweigen, plant Ministerpräsident Edmund Stoiber nun weitere massive Verschlechterungen der Lehr- und Lernbedingungen. Neben der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit im Hau-Ruck-Verfahren nicht aus pädagogischen, sondern aus politischen Gründen, soll ab September 2004 die Arbeitszeit für Lehrkräfte schon wieder erhöht werden. Kultusministerin Hohlmeier spricht von ein bis zwei Wochenstunden, zusätzlich zur "Präsenzpflicht" an zwei Nachmittagen. Gleichzeitig wird das
Gehalt gekürzt durch Streichung des Urlaubs- und Absenkung des Weihnachtsgeldes. Rücksichtslos wird dabei der keine Willkür verhindernde Beamtenstatus ausgenutzt, nach dem Motto: Der Herr gibt's, der Herr nimmt's.
Die Folgen sind absehbar. Da Lehrkräfte nicht unbegrenzt belastbar sind, wird bei einer weiteren Arbeitszeiterhöhung die Qualität des Unterrichts leiden, bestimmte Arbeiten werden nicht mehr leistbar sein. Krankheitsbedingte Unterrichtsausfälle werden ebenso zunehmen wie die Anzahl der Frühpensionierungen. Während ältere Lehrkräfte mehr und länger arbeiten müssen, werden jüngere keine Anstellung finden.
Die GEW befragt bayernweit die auf Lebenszeit verbeamteten Lehrkräfte, ob sie als letztes Mittel gegen diese Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen am 16. März die Arbeit nieder legen. 2500 beamtete Lehrkräfte müssen sich dafür aussprechen. "Zwei drei Stunden Unterrichtsausfall ist alle mal besser, als andere Protestaktionen, die keiner nachprüfen kann, wie etwa Dienst nach Vorschrift oder die Streichung pädagogischer Leistungen, wie Klassenfahrten.", begründet Brandenstein den Aufruf. Es liegen schon die ersten Bestätigungen aus allen Schularten vor. Brandenstein berät auf einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 02. März, 20:30 in der Altdeutschen Weinstube, Heidingsfeld, diejenigen, die am Arbeitsausstand teilnehmen wollen. Informationen: Tel. 0931 12204