MAIN-ECHO

20.5.1999

GEW will auch zukünftig auf eigenen Füßen stehen

Knappes Ergebnis für »Bildungsgewerkschaft« in Würzburg

Würzburg. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wird auch weiterhin eigenständig bleiben und will sich zu einer modernen Bildungsgewerkschaft unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) weiterentwickeln. Das haben die Delegierten des außerordentlichen GEW-Gewerkschaftstages gestern in Würzburg beschlossen.

Das Votum für die Eigenständigkeit fiel allerdings knapp aus: 58 Prozent der 413 Delegierten aus den Landesverbänden votierten für das neue Modell der selbständigen Bildungsgewerkschaft, 41 Prozent sprachen sich für weitere Verhandlungen über einen Beitritt zur neuen Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) aus, in der sich im November ÖTV, IG Medien, Postgewerkschaft, HBV und DAG zusammenschließen wollen.

GEW-Bundesvorsitzende Eva-Maria Stange bezeichnete das Abstimmungsergebnis als eine »Chance für die neue Bildungsgewerkschaft«. Eine für alle Bildungsbereiche zuständige Gewerkschaft, wie sich die GEW in Zukunft verstehe, könne nur entstehen, wenn alle Mitglieder am neuen Konzept mitarbeiteten. Bei Tarifverhandlungen werde die GEW »selbstbewußt und nicht als Bittsteller auftreten«, kündigte sie an. Aufgabe sei es nun, bis zum ordentlichen Gewerkschaftstag 2001 in Lübeck Konzepte für die neuen Strukturen und deren Finanzierung zu erarbeiten. In den Bundesländern müßten flächendeckende Organisationsstrukturen aufgebaut werden, wie es sie auf ehrenamtlicher Basis schon heute bei den in der GEW organisierten Lehrern auf Kreis- und Bezirksebene gebe.

Der Pressesprecher des GEW-Bezirks Unterfranken, Jörg Nellen, erinnerte daran, daß es in Bayern bereits eine große Zahl von Erziehern und Erzieherinnen und Pädagogen aus der Erwachsenenbildung gebe, die in der GEW organisiert seien.

Erfahrungen mit diesen Berufsgruppen, die in der zukünftigen Bildungsgewerkschaft stärker von der GEW vertreten werden sollen, habe man gesammelt und werde diese bei der Diskussion um die neue Bildungsgewerkschaft auf Bundesebene einbringen.

Stärker als bisher will sich die GEW nach den Worten ihrer Vorsitzenden als Gewerkschaft profilieren, die sich für Beschäftigte in allen Bildungsbereichen einsetzt, vom Kindergarten über die Schulen zu den Hochschulen und in der Weiterbildung. Dazu müsse es auch zu einer Kooperation mit anderen DGB-Gewerkschaften kommen.

Eine klare Absage erteilte die Gewerkschaft in Würzburg allen Bestrebungen zur Einführung von Schulgeld und Studiengebühren. Um die »Chancengleichheit« in unserer Gesellschaft zu wahren, müsse Bildung weiterhin in staatlicher Verantwortung und Finanzierung bleiben, betonte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Heiko Gosch.

Gosc