Pädagogische Eiszeit?
Erste Wirkungen des neuen Gesetzes für Kindergärten Aschaffenburg. Eine kritische Bilanz zum neuen bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz (KiBiG) zog Günther Schedel-Gschwendtner vom Sozialpädagogischen Büro der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern am Mittwoch im Martinushaus Aschaffenburg. Rund fünfzig Erzieher, Sozialpädagogen und Lehrer aus Stadt und Land waren gekommen, um mit der GEW Aschaffenburg-Miltenberg die ersten Auswirkungen des Gesetzes zu diskutieren. Mit dem Kindergartenjahr 2006/2007 greift die durch das neue bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz festgeschriebene Finanzierung erstmals. Bislang befinden sich die Einrichtungen in einer Übergangsphase, in der einige Zweifel über den Praxisbezug des Gesetzes auftauchen, wie auf dem Vortragsabend deutlich wurde. Schedel-Gschwendtner zufolge bricht eine Art »pädagogische Eiszeit« an. Man müsse in Zukunft unter anderem mit Personalentlassungen, zusätzlichem Verwaltungsaufwand, steigenden Elternbeiträgen und erschwerter Gastkinderregelung rechnen. Der Staat setze bei der Finanzierung vermehrt auf ehrenamtliche Träger, auf freiwillige Leistungen der Kommunen und auf das Geschick des Personals, mit den bereitgestellten Pauschalen zu wirtschaften. Das zuvor geltende Subsidiaritätsprinzip sei damit ausgesetzt. Unmut unter den Pädagogen erweckte auch das Thema Sprachförderkursprogramm für Migrantenkinder. Kontinuierliche Sprachförderung sei im Rahmen interkultureller Bildung eine wichtige Aufgabe. Sie müsse aber auch deutschsprachige Kinder mit einbeziehen. Die von der bayerischen Staatsregierung vorgesehenen Sprachstandserhebungen für das Jahr vor der Schuleinschreibung seien für die Integration der ausländischen Kinder kontraproduktiv, so Reinhard Frankl, Vorsitzender der GEW Aschaffenburg-Miltenberg. Frankl forderte vielmehr beitragsfreie Kindertagesstätten, um sozial schwächere Familien unterstützen zu können. Durch eine Umschichtung im Haushalt sei dies ohne Neuverschuldung möglich. Trotz der Kritik der GEW-Vertreter zeigte die Zurückhaltung der Erzieher bei der Abschlussdiskussion, dass konkrete Erfahrungen bislang noch fehlen, um die Effektivität des Gesetzes auf Praxistauglichkeit überprüfen zu können. So kann das Buchungsverhalten der Eltern zu Betreuungsangeboten, von dem Faktoren wie Personalaufwand und weiteres abhängen, erst im neuen Kindergartenjahr eingeschätzt werden. Cus
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