»Planlos eine Reihe von Baustellen
eröffnet« SPD und Verbände verurteilen bayerische Schulpolitik Aschaffenburg. Lehrermangel, große Klassen, Planlosigkeit und Reformen, die bereits im Ansatz gescheitert sind - nicht ein gutes Haar lässt die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Karin Pranghofer an der bayerischen Schulpolitik. Sie spricht dabei für den Bildungs-Arbeitskreis der SPD-Fraktion, der am gestrigen ersten Schultag in Aschaffenburg die »Eröffnungsbilanz« für das Schuljahr 2004/05 zog. Mit am Tisch saßen Vertreter von
Lehrer- und Elternverbänden und teilten die Kritik, wenn sie auch
je nach Schulart unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Keinen
Widerspruch jedenfalls erfuhr der Aschaffenburger Kreisvorsitzende
der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Reinhard Frankl,
der die positiven Äußerungen der Kultusministerin Monika Hohlmeier
zur bayerischen Schulpolitik als »Propaganda-Blasen« bezeichnete. Statt ein Konzept für einen besseren und individuelleren Unterricht zu entwickeln, habe Hohlmeier »planlos eine Reihe von Baustellen eröffnet«, so Karin Pranghofer. Das Hauptproblem: der akute Lehrermangel in allen Schularten. Nur die Hälfte der 5000 jungen Bewerber um Lehramtsstellen in Bayern sei zum neuen Schuljahr eingestellt worden - obwohl sich abzeichnete, dass bei dieser Zurückhaltung und trotz der Arbeitszeitverlängerung höchstens der Pflichtunterricht gedeckt werden könne. Auf der Strecke blieben Wahl- und Kursangebote, bestätigte der stellvertretende Landesvorsitzende des Elternverbandes, Dr. Wolfgang Magin (Großostheim). Wohin das führt, zeigte die Aschaffenburger Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV), Cornelia Fuchs: Nach der Budgetierung der Lehrerstunden müsse an einzelnen Grundschulen sogar die Förderung bei Lese- und Rechtschreibschwäche gestrichen werden. Personalmangel auch an Bayerns beruflichen Schulen, so deren Lehrerverbandsvorsitzender Hermann Sauerwein (Würzburg): Ihnen wurden die Mittel für 60 Planstellen entzogen, weitere 26 sollen noch geopfert werden - obwohl die Fach- und Berufsoberschulen wegen fehlender Ausbildungs- und Arbeitsplätze die höchsten Zuwächse verzeichnen. Der Grund: Das Geld wird für zusätzliche Lehrkräfte an den Gymnasien gebraucht, nötig geworden durch das achtjährige Gymnasium (G8), etwa zur Klassenteilung für die Intensivierungsstunden. »Fehlstart G8« Ein Opfer, das sich nicht einmal lohnt: Auch die Lehrerzuweisung an die Gymnasien decke allenfalls den Pflichtunterricht. Damit wackele das Fundament der Gymnasialreform, Karin Pranghofer sprach von einem Fehlstart. Keine Rede auch von sinkenden Klassenstärken. Das gelte allenfalls für Grundschulen - wegen des Geburtenrückgangs - und für Hauptschulen: wegen der Flucht an die Realschulen und Gymnasien. Gerade die Realschulen litten denn auch an übergroßen Klassen mit bis zu 39 Schülern. Völlig allein gelassen nach Ansicht der BLLV-Kreisvorsitzenden Dieter Bauer und Cornelia Fuchs: die Hauptschulen. Sie verwalteten nur noch das Defizit. Gute Ansätze wie die Praxis-Klassen scheiterten am Desinteresse der Staatsregierung. Das Modell funktioniere nur mit sozialpädagogischer Betreuung. Genau dafür aber gebe der Freistaat keinen Cent aus, so Karin Pranghofer. In der Pflicht sah sie den Freistaat auch bei der Lernmittelfreiheit. An der Erstattung der Schulwegkosten dürfe ebenfalls nicht gerüttelt werden. pf |