MAIN-ECHO 18.02.2004

»Statt Konzepte lediglich Absichtserklärungen«

Kritik der Lehrerverbände an »Dialogveranstaltungen«

Würzburg. Die Lehrerverbände GEW und Bayerischer Philologenverband (bpv) haben die so genannten Dialogveranstaltungen des bayerischen Kultusministeriums zur Einführung des achtjährigen Gymnasium (G 8) in Unterfranken deutlich kritisiert. Statt »Antworten mit Fakten und konkreten Rahmenbedingungen« zur Einführung des G 8 ab dem kommenden Schuljahr habe es lediglich Absichtserklärungen gegeben, sagte bpv-Bezirksvorsitzender Heiner Ratsch am Dienstag in Würzburg.

Noch härter ging die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit der Staatsregierung und Schulministerin Monika Hohlmeier ins Gericht. Offenbar wegen der zahlreichen Proteste von Eltern, Schüler und Lehrer agiere Hohlmeier »zunehmend hilflos«, meinte Rudolf Brandenstein, stellvertretender unterfränkischer GEW-Vorsitzender.

Die Ministerin müsse mit G 8 ein Produkt verkaufen, das voller Mängel sei. »Das G 8 ist das Toll Collect der CSU«, so Brandenstein in Anspielung auf die vielen Fehler und Pannen bei der Einführung des Lkw-Mautsystems.

Hohlmeiers Kritik am Streik-Aufruf der GEW für den 16. März konnte Brandenstein nicht nachvollziehen. Der geplante Warnstreik der GEW geschehe nicht auf dem Rücken der Kinder, wie Hohlmeier behaupte, sondern setze sich für ihre Zukunft ein. Schließlich wende sich der Streik gegen Kürzungen im Bildungssystem, meinte Brandenstein.

bpv-Bezirksvorsitzender Ratsch bezweifelte, dass es in München bereits ein »stimmiges Gesamtkonzept« des neuen Gymnasiums gebe. So seien bis heute etwa noch keine Gespräche zu den erheblichen Kosten für die kommunalen Sachaufwandsträger geführt worden.

Nach wie vor seien die räumlichen und finanziellen Probleme der Mittagsversorgungen für die Schüler mit Nachmittagsunterricht ungeklärt. Die vom Kultusministerium in Aussicht gestellten Gelder aus dem Ganztagesschulförderprogramm der Bundesregierung deckten nur Bau- und keine Personalkosten und kämen für das kommende Schuljahr auch zu spät, kritisierte Ratsch.

Für die so genannten Intensivierungsstunden im G 8 seien rund 1500 zusätzliche Lehrerstellen notwendig. Dafür gebe es im Haushalt des Freistaats bis heute kein Geld. »Offenbar sollen die Lehrer mehr arbeiten, damit diese Stunden gehalten werden können«, meinte Heiner Ratsch.gufri