PISA-Erkenntnisse auf den Kopf
gestellt
GEW kritisiert bayerische Bildungspolitik: Leitmotiv »Früher in den Beruf« Aschaffenburg. Hart ins Gericht geht die stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Gele Neubäcker, mit den Schulreformen der Staatsregierung. Im Aschaffenburger DGB-Haus erklärte sie: »Die von Stoiber angekündigten Schritte stehen im Widerspruch zum Versprechen, Bildung genieße Priorität.« Die Erkenntnisse der PISA-Studie würden auf den Kopf gestellt. »Billiger - schneller - effektiver«: Unter diesem »wohlfeilen Motto« verkaufe Stoiber die Einschnitte im Bildungswesen, so Gele Neubauer, die auf Einladung des GEW-Kreisverbands Aschaffenburg-Miltenberg referierte. Bei näherer Betrachtung werde deutlich: »Das Recht des wirtschaftlich Stärkeren ist und bleibt Ausgangspunkt, Maßstab und Ziel der Stoiber?schen Bildungsreformen.« Schon das Kindertagesstätten-Finanzierungsmodell sehe sprachliche Förderung und musikalische Erziehung primär für die Kinder vor, deren Eltern ausreichend Stunden für ihre Kinder im Kindergarten buchen und bezahlen könnten. Anschließend gelte die Forderung: »Früher in die Schule und früher in den Beruf, um 45 Jahre für die Altersversorgung arbeiten zu können!« Dies könne kein Leitmotiv für Bildungsplanung sein. Die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende gab zu bedenken: »Es liegt auf der Hand, welche Bildungsinhalte auf der Strecke bleiben werden: Was von den 'Abnehmern', also der Wirtschaft, nicht erwartet wird, wird höchstens noch ein Schattendasein an den Schulen fristen.« Die GEW, so Gele Neubäcker, wende sich nicht grundsätzlich gegen eine frühe Einschulung. Voraussetzung sei jedoch ein neues Konzept der Kooperation von Kindergarten und Grundschule und eine veränderte Schuleingangsphase, die allen Kindern Lernmöglichkeiten entsprechend ihrem Entwicklungsstand bietet. Dies sei allerdings nicht kostenneutral zu verwirklichen. Studiengebühren, Verkürzung des Gymnasiums auf acht Jahre, Noten bereits wieder ab der zweiten Klasse, doppelte Erhöhung der Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern, indem die Arbeitszeit generell erhöht und die Nachmittagspräsenz ohne Unterricht eingeführt werden solle - dies alles seien für die GEW »unreflektierte populistische Aktionen zu Lasten von Kindern und Jugendlichen, Studierenden und besonders von Lehrerinnen und Lehrern«. red |