Mütter und Väter müssen nicht perfekt sein
Vortrag über Elternkurse des Kinderschutzbunds
Aschaffenburg. »Starke Eltern - Starke Kinder« - der Titel der vom Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) organisierten Elternkurse ist Programm. Auf einer Veranstaltung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Aschaffenburg stellten die Sozialpädagoginnen Steffi Paul-Hillesheim und Sabine Weida die Kurse vor.
Mit den vom Bundesfamilienministerium unterstützten Kursen sollen, so die Referentinnen, alle Eltern angesprochen werden. Ziel sei es, ihre Erziehungsfähigkeit zu stärken und den Kinderrechten in der Familie Geltung zu verschaffen. Vermittelt werde das Modell »anleitender Erziehung«: Eltern nehmen ihre Rolle und Verantwortung als Erziehende wahr und leiten und begleiten ihre Kinder - unter Achtung der Kinderrechte.
Die Kurse dauern in der Regel zehn Abende. Rollenspiele, Übungen und Gespräche sollen die Eltern befähigen, die Kommunikation in der Familie zu verbessern und mit Konfliktsituationen gelassener umzugehen.
Die Kurse basieren auf kommunikationstheoretischen und familientherapeutischen Ansätzen des finnischen Kinderschutzbunds, die vom DKSB weiterentwickelt wurden. Nach dem derzeitigen Stand haben über 2500 Fachkräfte die Ausbildung durchlaufen. Man setzt auf einen Schneeballeffekt, der bislang gut funktioniere. So bestätigten Forschungsergebnisse der Fachhochschule Köln, dass durch die Kurse entwicklungshemmende Faktoren wie körperliche Züchtigung oder missachtende psychische Verhaltensweisen abgebaut, dagegen entwicklungsfördernde Faktoren wie liebevolle Zuwendung, gegenseitige Achtung und gemeinsame Kooperation aufgebaut würden: »Die befragten Kinder von Kursteilnehmern bewerteten ihre Eltern nach dem Kurs eindeutig besser.«
Die Botschaft »Ich muss nicht perfekt sein, es reicht, eine hinreichend gute Mutter (ein hinreichend guter Vater) zu sein« nähmen viele Eltern als wichtigste Botschaft mit. Durch neue Einsichten und die innere Entlastung habe sich nach Aussagen der Eltern das Familienklima erheblich gebessert. Die meisten Eltern verbrächten nach dem Kurs mehr Zeit mit ihren Kindern und kommunizierten häufiger miteinander.
Die zwangsläufigen Grenzen: »Elternkurse können nicht Arbeitslosigkeit oder Wohnsituation verändern, und sie sind kein Allheilmittel zur Verminderung der Probleme. Außerdem können sie festgefahrene und verhärtete Konflikte nicht auflösen. Sie sind kein Ersatz für familientherapeutische Beratung«. red
Kurse in Aschaffenburg: Marielies-Schleicher-Stiftung, 06021/229304.