GEW-Forderung: Kindergärten und
Horte müssen stärker staatlich gefördert werden
GEW-Funktionär präsentiert in Würzburg Gegenmodell zu bayerischen Reformplänen Würzburg. Bildung beginnt nicht erst in der Schule, sondern bereits im Kindergarten. Welche Bildungschancen Kinder in bayerischen Kindergärten haben, hängt laut dem Sozialpädagogen Günther Schedel-Gschwendtner entscheidend von der Finanzkraft der Gemeinden ab. Dies führe dazu, dass die Bildungschancen von Kindern im Freistaat ungleich verteilt seien, erklärte der Funktionär von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW), der in Würzburg eine bessere staatliche Förderung von Kindertagesstätten forderte. Derzeit werden die Personalkosten von Kindergärten und Horten lediglich zu 40 Prozent vom Freistaat bezuschusst, berichtete der Leiter des sozialpädagogischen Büros der GEW in Bayern bei der Vorstellung des GEW-Konzepts zur Qualität und Finanzierung von Kindertagesstätten im Freistaat. Weitere 40 Prozent der Personalkosten müssen die Gemeinden tragen, 20 Prozent werden von den Einrichtungsträgern über Elternbeiträge finanziert. Dem vom Aktionsbündnis »Kinder brauchen Qualität« ausgearbeiteten GEW-Konzept zufolge sollte der Freistaat 90 Prozent der Personalkosten sowie einen Teil der Betriebskosten als »Sockelförderung« übernehmen, um allen Kindern von Anfang an gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Die bayerischen Gemeinden müssten angesichts der angespannten kommunalen Finanzlage entlastet werden. Kindertagesstätten dürfen künftig nicht mehr schlechter gestellt werden als private Schulen, so der Pädagoge. Ziel der GEW sei daher auch, Eltern von Beiträgen für Kindergärten und Horte freizustellen. Gleichzeitig müsse jedes Kind einen Rechtsanspruch auf ein »ökologisch wertvolles Mittagessen« im Kindergarten oder Hort erhalten. Das Konzept der Gewerkschaft steht im krassen Gegensatz zum Finanzierungsmodell für Kindertagesstätten, die das bayerische Sozialministerium derzeit plant, erklärte der Sozialpädagoge. Gleichzeitig gehe es über das bayerische Kindergartengesetz von 1972 hinaus, das nach Ansicht der GEW nicht mehr zeitgemäß ist. Dem vom »Institut für Soziale und Kulturelle Arbeit« (ISKA) in Nürnberg im Auftrag der bayerischen Staatsregierung entworfene Finanzierungsmodell wirft die Gewerkschaft vor, dass der Faktor Kostenneutralität eine zu große Rolle spiele. Erfahrungen an ISKA-Modellstandorten zeigten, dass Qualitätsstandards oft dem Kriterium der Kostenneutralität weichen müssten. Die GEW schlägt vor, in Kindergärten pro Gruppe mit 15 Kindern jeweils zwei Fachkräfte anzustellen. Für diese Fachkräfte forderte Schedel-Gschwendtner bessere Ausbildungs- und Fortbildungsangebote. Längere Öffnungszeiten, altersgemischte Gruppen von zwei bis sieben Jahren sowie die unterschiedlichen Problematiken der Kinder in den Tagesstätten steigerten die Ansprüche an die Fachkräfte von einfachen Pflegearbeiten bis hin zu hochwertigen Bildungsangeboten. Die Ausbildung von Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen sei nirgendwo in Europa auf einem so niedrigen Niveau angesiedelt wie in Deutschland. Eine reformierte Ausbildung nach europäischen Standards müsse Lerninhalte wie Kommunikations- und Moderationstechniken, Schlüsselqualifikationen, Öffentlichkeitsarbeit, Sozialmanagement, Altersmischung, Kleinstkind- und Hortpädagogik sowie Integration enthalten. Einen Schwerpunkt im Konzept der GEW nehme die künftige Elternarbeit in Kindertagesstätten ein. Eltern hätten heute einen höheren Beratungsbedarf als früher. Das Personal in den Kindertagesstätten müsse mit den Eltern eine »Erziehungspartnerschaft« eingehen. Das beinhalte Elterngespräche, thematische Elternabende und Elternstammtische. Nur wenn das Personal der Kindertagesstätten eng mit den Eltern zusammenarbeite, erhalte es wichtige Informationen über die Kinder und ihren Lebensraum Familie.pat |