Einflussreiches Prinzip: Gender MainstreamingDr. Klinzing erläuterte bei der GEW die StrategieAschaffenburg.
Zum Thema »Gender
Mainstreaming – ein Prinzip sucht seinen Weg« sprach Dr. Larissa
Klinzing, Mitglied des Hauptvorstands der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW), auf einer öffentlichen Veranstaltung des
GEW-Kreisverbands Aschaffenburg-Miltenberg.
Obwohl mit »Gender Mainstreaming«
der 1997 in den Amsterdamer Verträgen festgeschriebene Grundsatz
der Chancengleichheit und Gleichbehandlung von Frauen und Männern
in Bezug auf Beschäftigungsmöglichkeiten in Europa umgesetzt
werden soll und die EU diese Vorgehensweise bei der Vergabe von Fördermitteln
bereits teilweise zur Bedingung macht, ist der Begriff noch wenig
bekannt. Er setzt sich zusammen, erläuterte Dr. Klinzing, aus
Gender = gesellschaftliche Geschlechterrolle und Mainstreaming = ein
bestimmtes Handeln gehört zum selbstverständlichen
Handlungsmuster. Die Geschlechterfrage soll entsprechend dieser
Strategie grundsätzlich in alle – auch vermeintlich
geschlechtsneutrale – Bereiche eingebracht werden, besonders in
Planung, Durchführung, Überwachung und Auswertung politischer Maßnahmen.
Dabei sollen Anliegen und Erfahrungen, unterschiedliche Lebensrealitäten
und Interessen von Frauen und Männern schon von vornherein und
selbstverständlich berücksichtigt und einbezogen werden.
Larissa Klinzing nannte verschiedene
Beispiele aus der Praxis, die zeigten, wie jede Forderung in einer
Tarifrunde, jeder Beschluss in einem Gremium, jede Maßnahme zum
Beispiel in der Personalpolitik darauf überprüft wird, wie sie
sich auf Frauen und auf Männer auswirkt. Als wichtige
Voraussetzungen für das Gelingen der Gender-Mainstreaming-Strategie
sah Klinzing die aufmerksame Analyse und die Transparenz von
Entscheidungen.
Auch in der Beschäftigungspolitik
sei Gender Mainstreaming eine wichtige Strategie. Zum einen können
Kontrollmechanismen ungleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit
aufspüren. Gleichzeitig werde untersucht, wie man das Potenzial
Einzelner besser ausschöpfen kann.
Zum anderen sei Gender Mainstreaming
eine der vier Säulen europäischer Beschäftigungsstrategie. Die
EU-Mitgliedsstaaten sollen ihr Engagement für Chancengleichheit erhöhen,
indem sie die Erwerbsquote der Frauen steigern und die Aufteilung
des Arbeitsmarkts in männer- und frauenspezifische Branchen, Berufe
und Hierarchieebenen verringern. Der deutsche Aktionsplan sehe
beispielsweise vor, den Frauenanteil in zukunftsträchtigen Berufen
auf mindestens 40 Prozent zu erhöhen.
Innerhalb der Bundesanstalt für
Arbeit sei Gender Mainstreaming inzwischen ein wichtiges Instrument
zum Beispiel zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf für Frauen und Männer.
Auf keinen Fall sollte Gender
Mainstreaming die bisherige Frauenpolitik ersetzen, sondern die
Wirksamkeit von Gleichstellungspolitik könne damit sogar verstärkt
werden. Beide Strategien setzten unterschiedlich an und ergänzten
sich. Allerdings müsse sich Gleichstellungspolitik aus der Nische
der Frauenpolitik lösen, um Gender-Fragen in alle Politikbereiche
einzubringen.
Mögliche Bedenken von Männern sind
für Klinzing nicht angebracht. Sie forderte die Männer vielmehr
zur aktiven Teilnahme auf. »Männer werden nicht nur in die Pflicht
genommen, sondern sie erhalten auch die Möglichkeit, den Prozess im
Interesse beider Geschlechter mitzugestalten und sich auch selbst
mit ihrer eigenen Rolle – beispielsweise als Väter –
auseinanderzusetzen und Veränderungen mitzugestalten.« |