Zu
Beginn des neuen Schuljahrs hat der Bayerische Lehrer- und
Lehrerinnenverband (BLLV) in Unterfranken eine deutliche
Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Lehrer an Grund-
und Hauptschulen gefordert. Dazu sei auch, so BLLV-Vorsitzender
Gerhard Bleß am Freitag in Würzburg, eine »intensivere
Fortbildung« der Lehrkräfte notwendig.
Bleß verwies darauf, dass die von der Politik signalisierte
Bereitschaft, mehr in die Bildung zu investieren, für die Schüler
und Lehrer an den Grund-, Haupt- und Förderschulen »wesentlich
deutlicher spürbar« werden müsse. Es reiche eben nicht aus,
wenn die Regierung von Unterfranken bei ihren Fortbildungsmaßnahmen
auf ihre begrenzten finanziellen Ressourcen verweise – am
Donnerstag hatte der Regierungsschuldirektor Jürgen Röhling
seinen jährlichen Etat für die Lehrerfortbildung in
Unterfranken für die Volks-, Berufs- und Förderschulen mit 200 000
Mark beziffert. Vielmehr komme es jetzt darauf an, so Bleß
weiter, die Veränderungen in den Schulen mit intensiveren
Fortbildungsangeboten zu begleiten.
Der Ausbau des Fremdsprachenunterrichts und der kind- und
familiengerechten Halbtagesschule belasteten die Lehrkräfte
ebenso wie die verstärkte Integration von Kindern, die sonderpädagogischen
Förderbedarf haben. Auch mit der Anschaffung von Computern mit
Kosten in Millionenhöhe sei noch lange kein sinnvoller
Unterricht gewährleistet.
Mehr Zeit für mehr Pädagogik
Der BLLV erwartet vielmehr von der Regierung, dass die Lehrer
weniger Stunden unterrichten, um so ihren pädagogisch-didaktischen
Aufgaben, die etwa auch in der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt
bestünden, so Bleß, gerecht zu werden. Um diese Konzepte
umzusetzen, fehle es an den Schulen aber an Lehrkräften. Auch
die Mobilen Reserven seien in vielen Schulamtsbezirken schon vor
Beginn des eigentlichen Schuljahrs verplant, Vertretungen in
Krankheitsfällen damit aber nicht mehr möglich.
Nach Auffassung des BLLV sind die Klassen an den unterfränkischen
Volksschulen nach wie vor zu groß. Gerhard Bleß forderte eine
Klassengröße von nicht mehr als 20 Schülern gerade in den
Eingangsklassen der Grund- und Hauptschule. Nur so sei es den
Lehrern möglich, ihren verstärkten pädagogischen Pflichten
nachzukommen.
In den Hauptschulen, kritisierte Bleß, werden für das neue
Schuljahr zur Bildung der Mittleren-Reife-Kurse keine zusätzlichen
Lehrerstunden bereitgestellt. Fehlende Lehrer verhinderten auch
in kleineren Hauptschulen die Bildung von Lerngruppen in
Englisch oder praktischen Fächern.
Kritik äußerte auch die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) an den Planungen der unterfränkischen
Regierung für das kommende Schuljahr. Ihr Bezirksvorsitzender
Albrecht Sylla bezeichnete es als ein Unding, mit nur 42 Pädagogen
des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes eine verantwortliche
Integration von behinderten Kindern an den Regelschulen
betreiben zu wollen. Auch wenn ihre Zahl von 36 im vergangenen
Jahr gestiegen sei, reichten die 42 Planstellen bei weitem nicht
aus, kritisierte Sylla.
Umbrüche und Veränderungen an den Schulen machen nach
Meinung der GEW eine Qualifikationsoffensive notwendig. Sylla:
»Pro Lehrkraft und Jahr müsste die Regierung 500 Mark
investieren für ein regionales Fortbildungsprogramm, dass den
Lehrkräften hilft, den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu
werden.« Dazu gehöre es auch, die Auseinandersetzung mit dem
Rechtsradikalismus in Unterfranken jetzt zu einem aktuellen
Jahresthema an allen Schulen und Schulverwaltungen zu machen.
gufri