Leserbrief zu "Erweiterte Schulleitung schafft Freiraum für mehr Qualität", 27.03.2014

Nicht alles Gold was glänzt – Erweiterte Schulleitung verschärft Probleme

Im Bericht zur Erweiterten Schulleitung (ESL) am Friedrich-Dessauer-Gymnasium (FDG) lobt Herr Schulleiter Lummel diese als „sehr innovativ“. Leider sagt das zunächst nichts über Inhalt und Ziel aus. Die weitere rosige Darstellung der Wirkung dieser „Neuheit“ bleibt meines Erachtens sehr einseitig.

Keine Minute zusätzlicher Leitungszeit

Für die „übergeordneten Sachbereiche“, am FDG als Besonderheit die Arbeit im Bereich Forscherschule 2014, steht keine Minute zusätzlicher Leitungszeit bereit. Diese ist laut gesetzlicher Begründung nur für die Personalführung vorgesehen. Die Mitglieder der ESL müssen vermutlich zur Erfüllung solcher Aufgaben weiterhin andere Aufgaben zurückstellen oder Freizeit opfern.

Rollback statt Innovation

Und was heißt hier innovativ? Spätestens seit den 70er Jahren fordern wir die Demokratisierung von Schule. Wer Demokratie lehrt, sollte auch Demokratie leben, z.B. Schulleitungen wählen bzw. abwählen können. Der „innovative“ wie neoliberale Rollback, weg von demokratischen Strukturen, zurück zu immer mehr Führung, Inspektion und Dienstlicher Beurteilung, steht dem gänzlich entgegen. Die Finnen haben dieses System in den 90er Jahren abgeschafft und man kann ihnen nicht nachsagen, die Leistungskraft des Schulsystems hätte darunter gelitten.

Profis betreuen?

Examinierte Fachkräfte müssen auch nicht - etwa wie Kleinkinder - „betreut“ werden. Sie leisten in der Schule die eigentliche Kärrnerarbeit mit ihren Schülerinnen und Schülern. Diese Arbeit setzt hohes Engagement und Kreativität voraus. Gut wäre hier längst eine Supervision. Aufgabe der Schulleitung muss es zumindest sein, eine gedeihliche Atmosphäre der Zusammenarbeit und des Erfahrungsaustausches im Kollegium zu schaffen. Mit solch hierarchischen Elementen wie der Ausweitung von Weisungsbefugnissen und Beurteilungsvollmachten auf Unterführer lässt sich aber im Kollegium wenig zusammenfügen und viel auseinanderdividieren.

Qualität verbessern?

Der Schulfamilie am FDG ist nur zu wünschen, dass die Probleme, die so entstehen können, keine negativen Auswirkungen auf das Schulleben haben werden. Wie mit der ESL die Qualität des Unterrichts zu verbessern ist, wird das Geheimnis von Schulleiter Lummel und der bayerischen Staatsregierung bleiben.

Reinhard Frankl, Aschaffenburg,
GEW Aschaffenburg-Miltenberg,
Vorsitzender