Leserbrief zum Artikel vom 23.11. „ Deutscher Lernatlas- Bildungsstudie der Bertelsmann-Stiftung- Aschaffenburg auf Platz zwei“ Alle Jahre wieder. Wieder einmal Wettläufe und Rankings um die besten Plätze. Diesmal erneut in Sachen Bildung und noch dazu deutschlandweit. Der Süden gegen den Norden. Die „Städte mit Hochschule“ gegen die ohne, die „Landkreise mit ländlichem Umland“ gegen die „im verdichteten Umland“ usw. Sind wir jetzt klüger? In jedem Fall ist ein sehr großes deutsches Nachrichtenmagazin mit dieser Auflage steigernden Titelgeschichte um einiges reicher und - weil jede Region in dem besagten Atlas vorkommt- so gut wie jede kleine Lokalzeitung für einen eigenen Aufhänger und Platzfüller dankbar. Vergessen und übersehen wird dabei oft, dass hinter diesem geplanten PR-Erfolg eine enge wirtschaftliche Verflechtung steckt. Der Bertelsmann-Stiftung gehören über drei Viertel der Anteile an der Bertelsmann AG, dieser Konzern wiederum hat beim Verlag Gruner + Jahr das Sagen, der wiederum einen Sperrminorität bei besagtem Nachrichtenmagazin innehat. So wäscht eine Hand die andere. Image aufbessern Die Bertelsmann-Stiftung kann vordergründig ihr Image als Förderer der Bildung aufbessern und der Verlag seine Auflage steigern. Wobei es mit dem Förderer der Bildung so eine Sache ist. Auf der einen Seite propagiert die Bertelsmann-Stiftung groß und in vielen Veröffentlichungen längeres gemeinsames Lernen und Inklusion, hofiert aber in ihrer Studie die Bundesländer mit den selektivsten Schulsystemen. Dazu ruft sie oft noch laut nach mehr Geld für Bildung, meint aber leider in erster Linie nur privates Geld. Zu guter Letzt sollte man auch noch wissen, dass zu Bertelsmann auch der TV-Sender RTL gehört, der mit seinen Schmuddel-Doku-Soaps wie „Mitten im Leben“ oder den „Schulermittlern“ die hehren Ziele vom „sozialen und persönlichen Lernen“ geradezu auf den Kopf stellt. Daran ändert auch nichts, dass inzwischen eine „Super“-Erzieherin das Handtuch geschmissen hat, weil sie genug hatte von den gestellten und fragwürdigen, oft gegen jede Pädagogik verstoßenden Szenen. Auf dieses scheinheilige Spiel der
"Bertelsmänner" sollten alle, die sich in der Bildungslandschaft
zu Hause fühlen und für echte Verbesserungen eintreten, nicht
hereinfallen. Isabella Zang |