Leserbrief zum Artikel "Caritas
will die Fachakademie," Main-Echo 3.5.2011
Für ein Linsengericht will der Landkreis Aschaffenburg die Fachakademie für Sozialpädagogik an die katholische Caritas abgeben. Die renommierte Studienstätte, bislang der Stolz des Landkreises, soll wirklich wegen der jährlich aufzubringenden 630 000 Euro privatisiert werden? Bildung und die Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen ist öffentliche Aufgabe und soll es bleiben! Bei einer Privatisierung hätte zwar tatsächlich der Kreiskämmerer die genannte Summe mehr im Säckel, die öffentliche Hand spart aber gar nichts. Die Zuschüsse kommen dann nur aus anderen Töpfen. Die Caritas übernimmt doch keine Bildungseinrichtung, um danach draufzulegen. Sie will bestimmt kein Minusgeschäft machen. Nein, ihr geht es darum, ihre "Produktpalette" auszuweiten, um in Konkurrenz zum anderen kirchlichen Träger, der Diakonie zu bestehen. Der katholische Wettbewerber argumentiert, mit der Übernahme wolle er sich den Erziehernachwuchs für seine Einrichtungen sichern. Welch ein Unsinn! Als bestünde an der Fachakademie Aschaffenburg Gefahr für die Ausbildung von genügend Erzieherinnen und Erziehern. Die von Schulleitung und Lehrkräften der Fachakademie geäußerten Bedenken sind berechtigt. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Mitglied des Personalrats für Förderschulen bei der Regierung von Unterfranken, hier haben wir schon einen Großteil der Schulen in kirchlicher Trägerschaft, weiß ich um die Konflikte zwischen Beschäftigten und dem kirchlichen Träger. Die Rechtsstellung der Lehrkräfte beim privaten Träger ist eindeutig schlechter. Die Personalvertretung schwieriger, da für Beschäftigte der Caritas z.B. weder das Betriebsverfassungsgesetz, noch das Personalvertretungsgesetz zur Anwendung kommen können. Tarifverträge mit den Gewerkschaften? Fehlanzeige. Lehrkräfte, die nicht nach kirchlichen Normen leben oder konfessionell nicht gebunden sind, werden sich einen neuen Job suchen müssen. Es kann nur gewarnt werden: Die öffentliche Hand spart nach einer Übernahme der Fachakademie durch die Caritas insgesamt gar nichts. Die Lehrkräfte werden Nachteile in Kauf nehmen müssen. Dem anerkannt hohen Niveau der Ausbildung an der Aschaffenburger Fachakademie droht Gefahr durch Motivationsverlust und den Weggang von Lehrkräften. Albrecht Sylla, Flemingstr. 28, 63768 Hösbach, 06021-57738 |