MAIN-NETZ, 19.01.2011
Blanker Etikettenschwindel
Raumnot herrscht schon zweieinhalb
Jahre nach der Eröffnung der Realschule. Der Andrang wird sich laut
Schulleiter Werner Neger bei der "dauernden Aufweichung der
Übertrittsbedingungen" weiter fortsetzen.
Interessant und aufschlussreich, dass sich die Eltern offensichtlich
auch nicht durch den blanken Etikettenschwindel der sogenannten
neuen Mittelschulen (früher Hauptschulen genannt) davon abhalten
lassen, ihre Kinder auf die ihrer Meinung nach "richtige
Realschule" zu schicken, auch wenn dort die Klassenzimmer zum
Bersten voll sind und teilweise in Containern unterrichtet werden
muss. Anderenorts stehen dafür Klassenräume und ganze Schulhäuser
leer, Gemeinden müssen Nutzungspläne und Leerstandskosten
diskutieren. Dies macht längst keinen Sinn mehr.
Festhalten am Schulsystem
Nichtsdestotrotz hält Bayern starr und unbelehrbar an seinem
antiquierten, zergliederten und aussortierenden Schulsystem mit all
seinen negativen Folgen fest. Beginnend mit überflüssigem
Schulbustourismus quer durch die Landkreise über krasse
Fehlentscheidungen bezüglich der Schullaufbahn von Kindern bis hin
zu Kopf schüttelnden und demotivierten Lehrkräften, die mit den
üblen Bedingungen vor Ort zurechtkommen müssen.
"Vieles lässt sich leichter ertragen, wenn man eine Aussicht
hat", meint Schulleiter Neger mit hoffnungsvollem Blick auf
seinen möglichen Erweiterungsbau im Querriegelformat. Ob damit die
Probleme gelöst sein werden, wagen wir zu bezweifeln. Die
Aussichten sind eher düster.
Statt einen neuen Querriegel zu bauen, sollte man endlich den immer
weiter in die Irre führenden bildungspolitischen Fehlentscheidungen
der bayerischen Staatsregierung einen Riegel vorschieben.
Isabella Zang, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW),
Volkersbrunner Weg 13, Heimbuchenthal
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