Lehrer legen sich quer
GEW lehnt Qualitätskontrollen und Budgetierung ab
Von Jutta Roitsch
LÜBECK, 8. Mai. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnt jede Verkürzung der Schul- und Studienzeit sowie die Fixiertheit von Lehrplänen auf rein marktwirtschaftliche Gesichtspunkte entschieden ab. Überraschend nahmen die rund 400 Delegierten des 24. Gewerkschaftstages in Lübeck einen Antrag des Landesverbands Bayern an, der sich gegen nahezu alle bildungspolitischen Schritte ausspricht, die gegenwärtig diskutiert oder bereits praktiziert werden. So lehnte der GEW-Gewerkschaftstag eine kontinuierliche Qualitätskontrolle, Teilautonomie und Budgetierung ab. Sämtliche Versuche "zur schrittweisen Einführung einer privaten Bildungsfinanzierung" - genannt werden Bildungsgutscheine, Studiengebühren, Schulgeld oder "Eigenverantwortung" - weist die Gewerkschaft zurück. Sie spricht sich stattdessen in dem Antrag für den Ausbau eines integrierten und integrativen Bildungssystems aus und "für die Sicherung einer zehnjährigen Grundbildung in einer Schule für alle". Mit diesem unerwartet und gegen das Votum der Antragskommission angenommenen Antrag zeichnete sich bereits ab, dass es auf dem Gewerkschaftstag auch über das "Schulpolitische Programm" zu heftigen Auseinandersetzungen kommen würde. Streitpunkt der Debatte, die den ganzen Dienstag andauerte, war der Stellenwert der integrierten Gesamtschule im Programm der Gewerkschaft. An der Gesamtschule als Utopie müsse unbedingt festgehalten werden, meinten die Gegner des "Schulpolitischen Programms", das den Delegierten nach zahlreichen Änderungen vorlag. Dieses Programm, Ergebnis eines vierjährigen Dialogs zwischen der GEW Ost und West, setzt auf "die eine Schule für alle".
FR 9.05.2001
Quelle: www.fr-aktuell.com