Franken | 19.02.08, 17:05 Uhr

WÜRZBURG 900 streiken in Würzburg für mehr Geld 

Große Resonanz bei zwei Veranstaltungen 

(az) In Bayern haben sich am Dienstag rund 4000 Beschäftigte an den Warnstreiks im öffentlichen Dienst beteiligt. In Würzburg forderten rund 900 Beschäftigte bei zwei Veranstaltungen lautstark mehr Geld. Mehr zum Thema Report Pflegekräfte im Ausnahmezustand mehr Würzburg Orchester im Warnstreik mehr Warnstreik in Franken Warnschuss in Werneck mehr Gemünden Heftiger Protest gegen „Minusrunde“ mehr Analyse Streik nach Drehbuch mehr Würzburg Warnstreiks bei Sparkasse, Gartenamt und Stadtreinigern mehr Bad Kissingen Warnstreik bei der Sparkasse mehr Hintergrund Der Patient muss keine Angst haben mehr

An der Veranstaltung von Ver.di, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie der deutschen Orchestervereinigung (DOV) nahmen etwa 700 Bedienstete teil, rund 200 folgten dem Aufruf des Verbandes der Arbeitnehmer der Bundeswehr (VAB). Auch nach der dritten Runde im Tarifkonflikt gibt es keine Einigung:

Die Gewerkschaften fordern acht Prozent mehr Geld, die Arbeitgeber haben bei längeren Arbeitszeiten eine Anhebung der Löhne um fünf Prozent auf zwei Jahre angeboten. An dem Warnstreik beteiligten sich auch Mitarbeiter der Sparkassen Würzburg, Schweinfurt und Bad Kissingen sowie Beschäftigte des H&M–Lagers Großostheim.


Franken | 19.02.08, 18:11 Uhr

900 im Warnstreik: „Wasser predigen und Wein saufen“

Streikende kritisieren öffentliche Arbeitgeber

(az) „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist ein Streiktag!“ Rund 900 Beschäftigte aus Unterfranken versammelten sich mit dieser Parole auf den Lippen am Dienstag zu Warnstreiks des öffentlichen Dienstes und zogen durch die Innenstadt. Die Erwartungen der Veranstalter wurden damit weit übertroffen.

Gemeinsam hatten Ver.di, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) zu dieser Veranstaltung in Würzburg aufgerufen. Der Verband der Arbeitnehmer der Bundeswehr (VAB) hatte ebenfalls Mitglieder zusammengetrommelt, um für eine Lohnerhöhung zu kämpfen.

„Die angebotenen fünf Prozent sind in Wirklichkeit keine, es ist eine Täuschung, gegen die wir uns wehren“ sagte Klaus Grünewald von ver.di bei der Abschlusskundgebung vor dem Mainfranken Theater. Das in Potsdam unterbreitete Angebot der öffentlichen Arbeitgeber von 5 Prozent würde sich in Wirklichkeit auf 2,5 Prozent in 2008 und 0,4 Prozent in 2009 aufteilen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitszeit auf 40 Stunden. Parolen wie „Wasser predigen, Wein saufen“ oder „Wir brauchen eine Lohnerhöhung, keine Mogelpackung“ waren auf den Transparenten als Reaktion darauf zu lesen. Den Forderungen nach einem fairen Angebot wurde lautstark Nachdruck verliehen.

Die Sparkasse Mainfranken hat sich mit etwa 80 Beschäftigten beteiligt, was laut Pressesprecher Gehret den täglichen Ablauf nicht gestört hat.

Das Mainfranken Theater war mit 150 Mitarbeitern dabei, wobei die Abendvorstellungen wie geplant stattfinden sollten. Von der Stadt Würzburg waren 60 Arbeitnehmer der Stadtreinigung und 85 Beschäftigte der Friedhofsverwaltung, der Forstbetriebe und des Gartenamts vertreten. „Die Streiks betreffen den Bürger nur minimal, etwa bei der Müllabfuhr“, so Stadt-Sprecher Ole Kruse. Aus Unterfranken waren außerdem die Sparkassen Bad Kissingen und Schweinfurt mit zusammen fast 200 sowie das H&M-Lager in Großostheim mit 90 Streikenden anwesend. Die Deutsche Rentenversicherung war mit 25 Beschäftigten vertreten.

Weiterer Bericht auf Seite 7. Viele Bilder im Internet: wuerzburg.mainpost.de


Volksblatt | 19.02.08, 21:00 Uhr

Erstmals Streik bei der Sparkasse

700 ver.di-Mitglieder legten am Dienstag die Arbeit nieder und demonstrierten

Als großen Erfolg hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di den Warnstreik am Dienstag in Würzburg bezeichnet. Habe man noch zu Beginn mit 300 Teilnehmern gerechnet, seien am Ende von der Polizei über 700 gezählt worden, sagte Gerald Burkard, Bezirksgeschäftsführer von ver.di. Besonders stolz waren die Gewerkschafter auf die Teilnahme der Beschäftigen der Sparkasse Mainfranken.

Gemessen an der Gesamtzahl der Sparkassen-Mitarbeiter möge dies gering erscheinen, betonte Klaus Grünewald, Bankexperte bei ver.di in München. Wenn man berücksichtige, dass zum ersten Mal überhaupt bei der Sparkasse gestreikt werde, sei das ein voller Erfolg. Nach Gewerkschaftsangaben schlossen sich 90 Mitarbeiter der Sparkasse in Würzburg, 80 aus Schweinfurt und 110 aus Bad Kissingen dem Warnstreik an.

Dieser habe den Betrieb des Geldinstituts überhaupt nicht beeinträchtigt, sagte Pressesprecher Berthold Gehret auf Anfrage des Volksblatts. Gehret verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass nur ein „Bruchteil“ der 1800 Mitarbeiter an der Aktion teilgenommen habe.

Schon lange vor zehn Uhr formierte sich vor dem Mainfranken Theater ein Demonstrationszug der Beschäftigten zahlreicher Dienststellen und Betriebe. Später zog er durch die Innenstadt zurück zum Theatervorplatz. Bei der anschließenden Kundgebung nannte ver.di-Bankexperte Grünewald das angebliche Angebot von fünf Prozent seitens der Arbeitgeber „eine Zumutung und billige Abzockerei auf Kosten der Arbeitnehmer“.

Denn die Arbeitgeber wollten lediglich 2,8 Prozent für 2008 und 0,4 Prozent für 2009 zahlen. Dafür solle jeder Arbeitnehmer ohne Gegenleistung kostenlos sechs Stunden im Monat mehr arbeiten. „Da ist eine Verhöhnung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, bei Bund und Kommunen“, rief er unter ohrenbetäubendem Lärm. Grünewald glaubt, dass die Arbeitgeber den Kampfeswillen der Gewerkschaften unterschätzt hätten.

„Die Wirtschaft brummt“

Nach Jahren von Reallohnverlusten wolle man im öffentlichen Dienst auch etwas vom Wirtschaftswachstum sehen, rief Monika Hartl, Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es gebe keinen Grund für falsche Bescheidenheit, zumal die Wirtschaft brumme. „Freiwillig geben die Großverdiener nichts ab – höchstens nach Liechtenstein an der Steuer vorbei“, spielte die GEW-Frau auf den derzeitigen Steuerskandal an.

An dem ganztägigen Warnstreik nahmen auch Beschäftigte der Stadtverwaltung teil: Vom Gartenamt marschierten 85 Mitarbeiter, vom Mainfranken Theater 150 und von den Stadtreinigern 60 mit – aus „Solidarität“ auch Intendant Hermann Schneider. Vor allem möchte er verhindern, dass die Beschäftigten je nach Tarif- oder Arbeitsvertrag auseinander dividiert würden. So ähnlich sieht es auch Personalratsvorsitzender Walter Baur: „Zur Not ziehen wir das auch durch und bieten ein Notprogramm an.“

Auch Uwe Müller vom Gesamtpersonalrat der Stadt wünscht, dass „wir alle am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben“. Das Angebot der Arbeitgeber ist für ihn indiskutabel. Das sieht Ole Kruse, Pressesprecher der Stadt, anders. „Wir schließen uns der Auffassung des kommunalen Arbeitgeberverbandes an, die besagt, dass das Angebot von fünf Prozent Lohnerhöhung plus Mehrwochenarbeitszeit adäquat und angemessen ist.“ Insgesamt habe der Streik nur eine minimale Auswirkung auf die Betriebe gehabt.

Heute hat ver.di die Beschäftigten der Blindeninstitutsstiftung zum Warnstreik aufgerufen.


Quelle: http://www.charivari.de/nachrichten/nachrichten_detail.php?nachrichten_id=2034359280 :

19.02.2008 - 16:45 Uhr | Warnstreiks bei Straßenreinigungen und in Schulen

Mehr als 4000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes legen Arbeit nieder München/Nürnberg (ddp-bay). Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes macht die Gewerkschaft ver.di in Bayern weiter Druck auf die Arbeitgeber. Am Dienstag legten nach Gewerkschaftsangaben bayernweit mehr als 4000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst ihre Arbeit nieder, etwa doppelt so viele wie erwartet. Mehr als 50 Dienststellen im gesamten Land schlossen sich dem Arbeitskampf an. Betroffen waren unter anderem die Straßenreinigung in München, Augsburg, Nürnberg, Fürth und Regensburg sowie Verwaltungen, mehrere Bundeswehreinrichtungen und Sparkassen. Weitere Aktionen sollen in den nächsten Tagen folgen. «Die Stimmung bei den Streikenden ist eindeutig: Mehr Geld muss her», sagte ver.di-Tarifkoordinator Norbert Flach. In zahlreichen Einrichtungen wie der Müllabfuhr und dem Recyclinghof in Regensburg, der Kfz-Zulassungsstelle in Nürnberg, Sozialbürgerhäusern, Stadtbibliotheken, dem Baureferat und des Kreisverwaltungsreferats in München legten Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Allein zu einer Kundgebung am Orleansplatz in München kamen am Dienstagvormittag etwa 1000 Menschen. Zeitgleich versammelten sich 180 Angestellte des Deutschen Patent- und Markenamts vor dem Dienstgebäude in der Zweibrückenstraße zum Warnstreik. Darüber hinaus folgten in München Beschäftigte mehrerer kommunaler Schulen einem Aufruf der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu Warnstreiks. Die Gewerkschaften ver.di und die GEW fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst acht Prozent mehr Gehalt, mindestens aber ein Plus von monatlich 200 Euro. Die Arbeitgeber waren in der dritten Runde der Tarifverhandlungen nur bereit eine Lohnerhöhung nur gegen eine längere Arbeitszeit zu garantieren. Sie haben bisher eine Anhebung in mehreren Stufen um insgesamt fünf Prozent angeboten. Als Ausgleich soll zudem die Wochenarbeitszeit ab Juli 2008 von 38,5 auf 40 Wochenstunden steigen. ver.di und die GEW kündigten für Mittwoch und Donnerstag in ganz Bayern weitere Warnstreiks an. Dabei sollen unter anderem erstmals auch Kindertagesstätten betroffen sein. In Nürnberg und München hat die GEW neben Warnstreiks auch zu Kundgebungen aufgerufen. (ddp)