GEW: Ausbildung statt Abschiebung
Recht auf Bildung für alle Kinder und Jugendlichen!

Erneut ist ein Charterflugzeug von München aus nach Kabul gestartet. An Bord verzweifelte junge afghanische bzw. iranische Männer, begleitet von doppelt soviel Polizeibeamten, Psychologen, Ärzten. Das Innenministerium scheut keine Kosten: etwa 120.000 kostet der Charterflug inklusive Crew über eine italienische Gesellschaft. Dazu kommen noch die Kosten für die deutschen Beamten.

Abschiebungen verhindern

Auch ist nicht zu verstehen, dass Menschen in ein Land zurückgeschickt werden, in dem letztes Jahr laut UN Angaben bei Attentaten und anderen Angriffen der Taliban Menschen ums Leben kamen.

http://www.tagesschau.de/ausland/kabul-anschlag-161.html

Ausbildung statt Abschiebung fordert Anna Forstner von der GEW-Fachgruppe, die sich täglich für die Beschulung von Flüchtlingen einsetzt. "Vorher waren die Schüler*innen in den Flüchtlingsklassen wissbegierig und fleißig, seit dieser ersten Abschiebung nach Kabul sind sie lethargisch, total frustriert, einige sind depressiv", sagt die Lehrerin an der Berufsschule in Nürnberg. Die GEW Bayern kritisiert aufs schärfste die aktuellen Politik der Abschiebungen nach Afghanistan und in andere Krisengebiete, die junge Menschen einem schlimmen Schicksal ausliefert - schlicht und einfach deswegen, weil gerade Wahlkampf ist und die CSU am rechten Rand fischen zu müssen glaubt.

Arbeitsbedingungen verbessern

Die Bildungsgewerkschaft kritisiert zudem die Arbeitsbedingungen der Sozial-/pädagog*nnen, unter denen mit Geflüchteten gearbeitet wird: Fast alle haben höchstens einen befristeten Vertrag, oft in Teilzeit. Die Eingruppierung und damit die Bezahlung liegt fast immer am unteren Ende des Möglichen. Die Helfer*innen brauchen bald selber Hilfe: Der Frust, die Belastung, führen zum Burnout.

Ausbildung ermöglichen

Seit September werden bayernweit kaum noch Ausbildungsverträge für Jugendliche aus Afghanistan und auch anderen Ländern “mit geringer Bleibeperspektive“ genehmigt. Die GEW fordert die Rückkehr zum Prinzip "Ausbildung hat Vorrang"! Die 2+3+2-Regelung muss wieder angewandt werden: Nach einer zweijährigen Ausbildung muss der Aufenthalt in Deutschland für weitere zwei bis drei Jahre gesichert sein, danach müssen die jungen Menschen bei einem vorliegenden Arbeitsvertrag weitere zwei Jahre bleiben können. Ausbildungsbegleitende Maßnahmen wie Mathematikförderung in der Muttersprache sind vielversprechend, damit die jungen Menschen später auch die Prüfungen bestehen können. “Zuallererst müssen die Jugendlichen aber wieder Sicherheit und die Chance auf eine Lehrstelle bekommen“ fordert auch der GEW- Landesvorsitzende Anton Salzbrunn. Die GEW Bayern, zusammen mit dem DGB unterstützt hier die Arbeit des Bayrischen Flüchtlingsrates und vieler ehrenamtlicher Initiativen, in München, Traunstein, Nürnberg, Schweinfurt, Regensburg und anderen Orten.

Die GEW fordert ein Ende der Abschiebungen in Krisengebiete.

Bernhard Baudler, Anna Forstner, Jörg Nellen

Würzburg, 2017-07-23